December 31, 2016

Hello everyone,

it’s been a long time since I have posted anything in English. It has been a horrendously busy year. Literally packed with work, just like 2015, 2014, 2012… By the end of each year, I feel burned out, endlessly tired, and numb; and with everything that’s going on in the world, it’s hard not to lose your sense of humour. Mine’s becoming more and more acute and morbid as I approach my forties. I’m not particularly happy about this, but I cannot deny it. That’s the way it is, I suppose.

I hope that 2017 will be moving a bit slower for me. I really do need some time off, maybe take a holiday. Why not Italy, or Portugal? I don’t want to be too greedy, but this photograph captures quite perfectly what I am so desperately longing for right now:

wish

For you, my dear bloggereenos, I only have the best of wishes. May 2017 be your year with plenty of fun and laughter. Keep your sanity, spread your love,

André

28. Dezember 2016

Da ich dieses scheußliche Weihnachtsfest 2016 einfach nur vergessen möchte, beschränke ich mich auf die Schilderung der schönen Dinge: die Fahrt von Berlin nach Hildesheim und der Goslarer Weihnachtsmarkt. Wir hörten im Auto das Hörbuch »Bellboy oder: Ich schulde Paul einen Sommer« von Jess Jochimsen. Sieben oder acht Jahre war es her, dass ich es zum letzten Mal gehört hatte; mir war zwar noch im Gedächtnis, dass es gut war und dass ich seinerzeit alles darum gegeben hätte, in einer etwaigen Verfilmung den Paul zu spielen, aber die Details hatte ich größtenteils vergessen. Unsere Gespräche während der Fahrt waren schön, und am ersten Feiertag legte Ian mir die Karten fürs nächste Jahr, welches ganz offenbar ein Jahr der Entscheidungen werden wird. Augenblicklich sehe ich das noch nicht. Abwarten. — Die Geschenke waren ebenso schön wie praktisch, ich bekam neue Kopfkissen und eine neue Decke, so dass ich das alte Bettzeugs nun endlich entsorgen kann. Nadine schenkte mir ein Helena-Fotobuch, und im Paket von Ians Vater fand ich einen Roman, den ich ab Januar lesen werde.
Bei unserer Rückkehr erwarteten mich ein paar Weihnachtsgrüße im Briefkasten, die mich freuten, aber die Traurigkeit, die Trostlosigkeit, die Wut und die maßlose Erschöpfung überwogen. Dieses peitschende Gefühl des Ausgebranntseins, das mich im Schwitzkasten hat. Der glücklichste Moment der vergangenen Wochen? Das war ein Mittwoch — ich weiß nicht mehr, welcher —, spätabends, und ich war mit Chelito allein. Im Innenhof war es mucksmäuschenstill. Bei mir im Schlafzimmer auch Stille, keine Musik, kein Film. Nur weiches Kerzenlicht und ein Becher Kräutertee, und ich sank ins Bett und dachte: »Wie schön!« Dann dämmerte mir, dass am nächsten Morgen wieder die Arbeit auf mich wartete und ich bald schlafen musste, um ausreichend Kraft für den kommenden Tag zu sammeln. Aber in diesen kurzen Augenblicken war ich glücklich. Vermutlich ist das momentan alles, was ich erwarten kann. (Ob, wann und wie ich die verbleibenden zwölf Urlaubstage bis Ende März nehmen kann, bleibt das süße Geheimnis meines Chefs.)

Das große Sterben der Stars findet kein Ende. Zu Weihnachten — welch Ironie! — erwischte es auch noch George Michael. 53 Jahre alt. Ich war nie ein wirklicher Fan, aber sein »Older«-Album ist mir seit jeher sehr nahe. Ein vorzügliches Album, tief, traurig, vielschichtig und intim. Es zeigt auch seine Bandbreite als Musiker. David Bowie, Prince, George Michael, es haftet immer noch etwas Unwirkliches an allem. Tags darauf dann Claude Gensac und Carrie Fisher, die beide große Klasse waren. Fisher war nicht nur Prinzessin Leia, sie war auch und vor allem eine fabelhafte Autorin und hatte einen herrlich trockenen, klugen Witz. Ohne ihre Dienste als script doctor wären Filme wie »Hook« (Regie: Steven Spielberg), »Sister Act« (Regie: Emile Ardolino), »The Wedding Singer« (Regie: Frank Coraci), »Coyote Ugly« (Regie: David McNally) oder The Mirror Has Two Faces sicher nicht so erfolgreich gewesen. — Ich habe etwas Angst vor dem, was 2017 diesbezüglich für uns in petto haben wird. Die Großen sind oder kommen ja alle in das Alter: Doris Day, Albert Finney, Vanessa Redgrave, Tippi Hedren, Danielle Darrieux, Betty White, Eva Marie Saint, Jack Nicholson, Mario Adorf, Sean Connery, Alain Delon, Kirk Douglas, Maggie Smith, Shirley MacLaine… Und die Musikerinnen und Musiker habe ich noch nicht einmal angedacht!
Gestern trafen die DVD von »That Cold Day in the Park« (Regie: Robert Altman) sowie die CD von Célien Schneider ein. Damit werde ich mich für den Rest des Tages einigeln. Auf bald!

André

Filmtipp #442: Paddington

Paddington

Originaltitel: Paddington; Regie: Paul King; Drehbuch: Paul King; Kamera: Erik Wilson; Musik: Nick Urata; Darsteller: Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Julie Walters, Jim Broadbent, Nicole Kidman. GB/Frankreich 2014.

Paddington

Ein anrührendes Märchen, das perfekt in die Weihnachtszeit passt, ist diese rundum geglückte Komödie um einen kleinen peruanischen Bären namens Paddington, der in London ein neues Zuhause sucht. Die von Michael Bond ersonnene Kinderbuchfigur ist im englischsprachigen Teil der Welt seit 1958 eine feste Institution; die Buchreihe verkaufte sich über 35 Millionen Male und erfreut sich bis heute größter Beliebtheit. Wir Deutschen haben den braunen Bären, der mit rotem Hut und blauem Dufflecoat durch London streift und liebend gern Orangenmarmelade nascht, leider nicht so viel am Hut gehabt — den Film allerdings haben auch hierzulande erfreulich viele Kinobesucher genossen. Sicher war es hilfreich, dass der hervorragend animierte Bär die Stimme von Elyas M’Barek verpasst bekam. (In der Originalfassung ist es Ben Whishaw, der in den neuen Bond-Filmen den Q gibt.)
Der Film beginnt in Peru, wo unser tierischer Held mit seiner Tante Lucy und seinem Onkel Pastuzo lebt. Die waren vor Jahrzehnten einmal von einem englischen Forscher besucht worden, sprechen fließend Englisch und kochen ihre eigene Marmelade ein. Ein Erdbeben zerstört dieses Idyll. Onkel Pastuzo kommt dabei ums Leben, und so verfrachtet die alte Tante Lucy ihren Neffen auf ein Schiff gen England. Dort soll er auf die Freundlichkeit der Briten vertrauen und die Familie des Forschers suchen, um dort ein neues Zuhause zu finden. In London angekommen, stellt der kleine Bär schnell fest, dass Onkel und Tante ein wohl etwas euphemistisches Bild vom Leben in England hatten — kaum jemand nimmt Notiz von ihm, und wenn, dann begegnet man ihm wenig freundlich. Dann aber liest ihn die Familie Brown (gespielt u. a. von Hugh Bonneville und Sally Hawkins) auf, verpasst ihm den Namen Paddington — man fand das sprechende Tier am berühmten Bahnhof desselben Namens — und hilft ihm bei der Suche nach dem gutmütigen Forscher. Was Paddington nicht weiß: Die bösartige Tierpräparatorin Millicent (herrlich fies: Nicole Kidman) hat ein Auge auf ihn geworfen und ist fest entschlossen, den Bären zu töten und im Naturkundemuseum auszustellen…

Die Dreharbeiten begannen im September 2013 und führten das Team von Peru zu den schönsten Drehorten in London und Umgebung. Entstanden ist eine Mischung aus Real- und Animationsfilm, die technisch so fulminant ausgearbeitet wurde, dass die Illusion perfekt ist. Die Spielfreude der Akteure — in Nebenrollen sind Julie Walters, Matt Lucas, Peter Capaldi und Jim Broadbent mit von der Partie — sowie der wunderbare Charme des Ganzen machen aus »Paddington« einen gelungenen Film für Jung und Alt. Der sonst so mürrische »film-dienst« urteilte ungewohnt hymnisch: »Eine einfallsreiche filmische Umsetzung, die kindgemäße Albernheit, hintergründigen Witz und detailverliebte Ausstattungsideen zu spannend-anrührender Familienunterhaltung verbindet.«

André Schneider