28. Juli 2007

Sólo tú puedes rescatarme. Ésta es mi oración.

Blog-Geburtstag. Ein Jahr. Mehr als 400 Beiträge von mir und 3.200 Kommentare von der fleissigen Leserschaft. Am bislang besten Tag hatte ich 941 Besucher, der Durchschnitt beläuft sich auf ca. 550 Besucher täglich. Ich danke Euch herzlich und freue mich auf das kommende Jahr. (Außerdem freue ich mich auf die Erfindung der Unterhose, die sich den komplizierten Formen meiner Geschlechtsteile anpasst, aber das steht auf einem anderen Blatt.) Und noch ein Geburtstag. 38 Jahre. Alles nur erdenklich Liebe und Gute und Schöne sende ich nach Ägypten.

Tjaaa, für dieses Wochenende wurden 38 Grad vorhergesagt. Da es gestern schon 39 Grad waren und es nicht danach aussieht, als würde es sich abkühlen, rechne ich mit 40 bis 42 Grad. Wie kess. Wir haben — wie erwartet — den Drehplan überzogen. Eigentlich wollte ich dieses Wochenende schon daheim in Berlin hocken, statt dessen muss ich noch vier Tage länger bleiben. Nichts gegen Madrid, aber ich kann nicht mehr. Abgesehen davon, dass mich das Gefühl beschleicht, dass dieser Film niemals fertig gestellt werden wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

20. Juli 2007

Cuando pierdas todas las partidas…

Kurzer Bericht, Teil 2. Federica ist purpurrot. Das überchlorte Wasser des Hotelpools hat ihre Haut in blühende Landschaften verwandet. Unsere Maskenbildnerin schlug sich mit der flachen Hand immer wieder gegen die Stirn. Es ist faszinierend, fluchenden Italienern zuzuschauen. Auch sonst geht es Federica nicht gut. Sie ist im dritten Monat schwanger und wurde nicht umbesetzt. Bei 35 Grad und schwangerschaftsbedingtem Unwohlsein muss es für sie die Hölle sein. Sie ist duldsam. Ihre Tapferkeit ist bewundernswert. Ja, die Frau ist heroisch und freundlich. Nur einmal platzte ihr der Kragen: Am letzten Tag der Außenaufnahmen bei Aranjuez lehnte sie sich gegen unseren Transporter, der dermaßen aufgeheizt war, dass sie sich den Arm verbrannte.
Bei unserer Liebesszene — gleich am ersten Drehtag, das enthemmt — nahm Carlo nur unsere Gesichter, Beine und meinen Arsch Rücken auf, damit man Federicas Bauch nicht sieht. Und meinen auch nicht. Man sieht ihr nämlich an, dass da was wächst. Carlo filmt sie so, dass der Zuschauer nichts merkt. Die Kostüme tun ihr übriges: Federica trägt grotesk große Taschen und Tücher.
Auch ich trug schon kleinere Verletzungen davon. Ich ratschte mir an einem Nagel die Hüfte auf. Wie das passieren konnte, weiß der Himmel. Durch Müdigkeit und hitzebedingtem Delirium merkte ich es erst, als die Maskenbildnerin zu schreien anfing. Jetzt habe ich halt einen kleinen Kratzer, der vielleicht zur Narbe wird. Schönes Andenken. Wieder ärgere ich mich, keinen Fotoapparat zu besitzen. (Werde noch heute einen Vermerk machen, damit ich es auf den Weihnachtswunschzettel setzen kann.)
Einkaufen, Essen gehen oder gar ins Kino oder zu einer Party — no way! Keine Zeit. Und wenn wir doch mal früher Feierabend haben, d. h. de facto ca. 22, 23 Uhr, dann bin ich von der Hitze, den Textproben, der Fahrerei und dem Dreh an sich so fertig, dass ich nur noch schlafen will. Nur noch einen halben Arbeitstag, dann hab ich endlich frei. Am Dienstag erst geht es für mich weiter. Ich muss dringend Kraft schöpfen und viel, viel schlafen. In diesem Sinne: Ciao!

16. Juli 2007

Besos brujos que me matan

Kurzer Bericht. Von (gefühlten) 10 Grad in Berlin zu (realen) 35 Grad in Madrid. Der Kreislauf dankt’s. Das war am Mittwoch. Man konnte sich nur im überchlorten Wasser des Hotelpools aufhalten. — Das Hotel, das Monte Real, ist eine Wucht! Unser schottischer Regisseur, der US-amerikanische Produzent, der spanische Leiter des Ganzen und ich, der Deutsche, sind die einzigen Nicht-Italiener hier, aber wir hatten allesamt einen guten Start miteinander. Als die Chefs außer Hörweite waren, meinte Carlo, der Kameramann: »Mit dem Buch kämpfen wir auf verlorenem Posten, also lasst uns wenigstens versuchen, Spaß zu haben.« Spaß hat er auf jeden Fall. Bei den Außenaufnahmen benutzt er keine Scheinwerfer, stattdessen hat er Holzrahmen, kleine und große, mit Leinwänden bespannen lassen. Damit reflektiert er das Sonnenlicht. Ich bin beeindruckt und beglückt, denn seine Konstruktionen haben sich als brauchbare Schattenspender erwiesen. Am Donnerstag und Freitag hatten wir nämlich 32 Grad im Schatten — nur, dass es keinen Schatten gab.

Am Donnerstag, meinem ersten Arbeitstag, kam auch mein Spanisch-Coach. Süsse 24 ist sie und heißt Mercedes. Eine Strahlefrau. Lust auf Flirtereien haben hier scheinbar alle. Macht wohl das Wetter. Einer meiner italienischen Kollegen hat eine tolle Tätowierung am rechten Unterarm. Am dritten Abend fragte er (von den Feierabendcocktails ziemlich angesäuselt): »Do you want to snog?« Der italienische Akzent hat seinen Charme. Dennoch lehnte ich dankend ab. Mich strengt das Essen schon an, so heiß ist es. Von der Arbeit ganz zu schweigen. Ausserdem schlafe ich schlecht. Das mit dem großen Bett ist ja lieb gemeint, aber wenn neben mir noch locker zweieinhalb Personen Platz hätten, ich mich aber alleine hin- und herwälzen muss, fühle ich mich doch etwas verloren. Mit den Gedanken bin ich eh nicht ganz hier. — Allabendlich sitzen wir an der Hotelbar und gehen unseren Text für den kommenden Tag durch. Die Regie sitzt immer dabei und hört sich geduldig an, was wir alles streichen lassen wollen. Das Ganze ist nämlich nicht nur flach, sondern auch mit Dialogen so überfrachtet, dass sich das kein Mensch länger als zehn Minuten anhören bzw. anschauen wird, wenn wir keine Streichungen machen. Vieles muss nicht ausgesprochen werden. Blicke reichen. »Denken und das Denken sichtbar machen«, sage ich mir und versuche, viel zu denken, wenn die Kamera läuft.

Meine Tage beginnen um sechs Uhr. Um acht Uhr sollen alle drehbereit sein. Um 20 Uhr sind wir meist im Hotel. An la marcha ist bislang nicht zu denken. Und das, wo doch die Nächte das Geilste in Madrid sind. Ich hoffe, ich komm die Tage mal in die Stadt. Hab von einem Laden gehört, in dem es 200 Sorten Olivenöl geben soll. Würde mir gerne ein paar Flaschen abfüllen lassen und mit nach Hause nehmen. Aber wann? Die Außenaufnahmen, für die wir im Convoy rund eine Stunde aus der Stadt fahren, dauern noch an. Wir versuchen, so viel wie möglich zu schaffen. Klar, unser Zeitraum ist knapp bemessen, und jeden Abend beten wir gemeinsam, dass es nicht regnen möge. (Obwohl ich ein bisschen Regen gut gebrauchen könnte, aber das ist rein privat.) Sollte das Wetter umschlagen, muss improvisiert werden. Für die Innenaufnahmen ist eine große Wohnung in Chamberí angemietet.
Es ist jetzt genau 6:27 Uhr. Ich werde diesen Tag jetzt frisch und keck beginnen. Bis bald.