Théo & Hugo
Originaltitel: Théo et Hugo dans le même bateau; Regie: Olivier Ducastel, Jacques Martineau; Drehbuch: Olivier Ducastel, Jacques Martineau; Kamera: Manuel Marmier; Musik: Pierre Desprats, Karelle Kuntur, Victor Praud, Gaël Blondet; Darsteller: Geoffrey Couët, François Nambot, Mario Fanfani, Bastien Gabriel, Marief Guittier. Frankreich 2016.
Oh, was für ein Film! Seit ich ihn im Herbst 2016 sehen durfte, geht er mir nicht mehr aus dem Sinn. Der schönste Paris-Film seit Jahren, gleichsam eine Reminiszenz an Agnès Varda und Jacques Rivette.
Ein Darkroom irgendwo in Paris. Eine Sexparty. Inmitten der verschwitzt-zuckenden Leiber treffen Théo (Couët) und Hugo (Nambot) aufeinander. Beide stecken in anderen Partnern, als ihre Blicke einander kreuzen. Als ihre Lippen sich berühren, flirrt die Luft, wird die Begegnung magisch. In ihrem Verlangen nacheinander verlieren sie alle Hemmungen. Kurz darauf zieht es sie gemeinsam nach draußen. Ein früher Sommermorgen, die Straßen der Stadt sind leergefegt. Nun kommen die beiden sich auch im Gespräch näher und geben sich einem gemeinsamen Traum hin, der jedoch unversehens durch eine Realität bombardiert wird, der sie sich gemeinsam stellen müssen. Am Ende der Nacht müssen sich die beiden Männer entscheiden, ob sie sich kennen lernen oder es besser sein lassen wollen…
Jedes weitere Wort zur Handlung wäre zu viel. Im Grunde genommen ist sie auch sekundär. Die feinfühlige Art, mit der Ducastel und Martineau uns Zuschauer in die aufblühende Verliebtheit und Verunsicherung der beiden Männer einbeziehen, ist das, was »Théo et Hugo dans le même bateau« so besonders macht. Das Ganze spielt in Echtzeit, und die weichen Kamerafahrten durch das atemberaubend schöne Paris bei Nacht sind an und für sich schon eine Augenweide. Gedreht wurde im August 2015. Ducastel und Martineau hatten ihre Hauptdarsteller über Facebook gesucht und gefunden. Abgesehen davon, dass sie keine Scham haben durften, war es evident, dass es zwischen den beiden »funkt« — das war ausschlaggebend für das ganze Vorhaben. Couët ist ein Schauspieler, der jede emotionale Achterbahnfahrt authentisch zu vermitteln weiß, während sein Kollege Nambot seinen umwerfenden Charme sprühen lässt. Beide Akteure wurden, wie die Filmemacher auch, weltweit für ihre Arbeit mit Lob überschüttet. Premiere feierte der Streifen ausgerechnet in Berlin, und zwar am 15. Februar 2016 während der Berlinale, wo er auch gleich einen Teddy gewann.
»Théo et Hugo dans le même bateau« ist der 493. Film in meiner Sammlung, damit ist die erste Hälfte meines DVD-Schrankes bereits hier besprochen worden. Ab Juli beginne ich mit der zweiten Hälfte.
André Schneider