Seit circa einer Woche ist mein neues Buch Es wird schon hell: Ein Corona-Nachtbericht als E-Book zum Superdupersonderpreis von 3,99 Euro verfügbar. Das ist natürlich eine schöne Alternative zum Taschenbuch, auf das man zum Teil zwei Wochen warten muss. Der Kundenservice meines Verlags teilte mir mit, dass coronabedingt nun mehr gelesen wird (was ja an sich sehr gut ist) und sie daher mit den Bestellungen hinterherhinken. Es dauert zurzeit also nicht zwei bis drei Werktage, sondern eher zehn, ehe das Buch versandt wird. Das schreckt die Lesenden natürlich ab. Bislang wurden zwölf Bücher geordert, zwölf weitere habe ich verschenkt. Der Buchladen in meiner Straße, dem ich ein Exemplar geschenkt hatte, meldet sich ebenso wenig zurück wie die etlichen Blogger und Journalisten. Es läuft also sehr, sehr schleppend an, was mich schon etwas betrübt, denn Es wird schon hell: Ein Corona-Nachtbericht ist mir wirklich gut gelungen, und ich halte das Buch für ein gar nicht so unwichtiges Dokument dieser doch ziemlich ungewöhnlichen Zeit. (Eine schöne Randnotiz: Diejenigen, die es gelesen haben, sind begeistert.) Will sagen: Lasst Euch nicht abschrecken, das Buch ist bestellbar — auch bei Amazon —, die Lieferung dauert nur eben etwas länger als normalerweise.
Abgesehen davon treiben mich — wie Euch vermutlich auch — vielzählige Sorgen um. Täglich neue Erkenntnisse über das Virus, die wirtschaftlichen, sozialen, psychologischen und politischen Folgen der Pandemie, die mehr und mehr zutage treten, Horrormeldungen aus den USA, das innerdeutsche Chaos bezüglich der Beschränkungen… Und dann wären da noch die immer unappetitlicher werdenden Verschwörungstheorien. Widerstand 2020 und ähnlich gefährlicher Schwachsinn. Alles in allem zieht’s mir den Magen zu. Natürlich birgt diese Krise auch Chancen. Wir können gestärkt und in neuen Systemen aus dieser Pandemie herauskommen. Doch bis dahin wird noch viel Wasser die Flüsse hinabfließen. Die Hindernisse, die wir zu überwinden haben, sind zahlreich und hoch. Es wird kein Spaziergang, und der Ausgang ist ungewiss. Bis dahin ist es vielleicht ganz schön, dass sich die Radien verringern. Die Entschleunigung tut uns gewiss gut. Mir gefällt, dass die Leute etwas Abstand halten. Ich habe eine wohltuende Bescheidenheit entwickelt und meckere weniger (beispielsweise über meine hässliche Wohnung).
Privat sorge ich mich augenblicklich vor allem um Ian, der einen leichten Schlaganfall hatte, und um Chelito, der mittlerweile beunruhigende Alterserscheinungen zeigt. Beide sind heute, an diesem Pfingstsonntag, wohlauf, aber mir haben die letzten anderthalb Wochen zu schaffen gemacht. Die Schule verlangt jetzt in Rekordzeit neue Nachweise. Die Facharbeit steht an. Arbeitstechnisch gibt es ein paar Veränderungen und, wie allen bekannt sein dürfte, neue Regelungen. Ich möchte zurzeit mit niemandem, der in Schul- oder Kitabüros die organisatorischen Angelegenheiten zu regeln hat, tauschen müssen! Die Kinder allerdings kommen mit allem gut klar und nehmen die Vorschriften problemlos an.
Habe nach längerer Zeit mal wieder »Frühstück bei Tiffany« gelesen und mich über die schöne Sprache (Übersetzung: Hansi Bochow-Blüthgen) gefreut. Auch die Biographie von Albert Finney, die meine Eltern mir zum Geburtstag geschenkt haben, habe ich durch. The Ipcress File habe ich mal wieder gesehen und Marnie auch. Der letzte Kinobesuch liegt fünf Monate zurück. In Sachen Musik habe ich Troye Sivan entdeckt. Jahre zu spät (gefühltermaßen). »Blue Neighbourhood« heißt die CD und ist ein stimmiges Gesamtpaket: grandiose Texte, wundervolle Arrangements, eine tolle Stimme, klare Botschaften, atmosphärisch, anspruchsvoll. Sivan selbst verkörpert eine Queerness, wie ich sie selbst gerne in seinem Alter gehabt hätte. Ich schickte Jo van Nelsen ein paar seiner Songs, und als er Troye Sivan gegoogelt hatte, schrieb er: »Jesus! Sieht der dir ähnlich! Hast du mal eine Samenspende in Australien hinterlegt?« Das war das vielleicht schönste Kompliment seit Jahren.
Habt ein gesundes langes Wochenende und seid gegrüßt,
André