Filmtipp #661: Das Haus der Sünde

Das Haus der Sünde

Originaltitel: Maléfices; Regie: Henri Decoin; Drehbuch: Henri Decoin, Claude Accursi, Mireille de Tissot, Albert Husson; Kamera: Marcel Grignon; Musik: Pierre Henry; Darsteller: Juliette Gréco, Liselotte Pulver, Jean-Marc Bory, Georges Chamarat, Maîthé Mansoura [Mathé Mansoura]. Frankreich 1962.

I put a spell on you…!

Boileau und Narcejac — die Autoren, denen wir Klassiker wie Vertigo und Les diaboliques zu verdanken haben — waren die Verfasser der Romanvorlage zu diesem verhältnismäßig unbekannten kleinen Thriller gewesen, welcher der Regie-Veteran Henri Decoin mit routinierter Hand auf der Atlantikinsel Noirmoutier inszenierte. Es geht um Verführung, Ehebruch, schwarze Magie und Juliette Gréco. Die würdigte in ihren Memoiren den Film nur mit wenigen Zeilen: »Bei der Vorführung des Films ›Maléfices‹ […] im großen Kinosaal des Passagierschiffs bin ich nicht dabei. Ich hatte diesen Polizeifilm ein Jahr zuvor […] gedreht und spiele darin eine seltsame junge Frau, die einen Geparden besitzt. Zwischen Raubtieren funkt es zwangsläufig. Wir beide liebten uns sehr. Es war ein Weibchen und schlief mit mir zusammen in der Garderobe. Der Idee, das Tier auf einem Plattencover mit mir zu verewigen, konnte ich nicht widerstehen. Schließlich hatte es mich als seine Freundin ausersehen. Darauf werde ich immer stolz sein.«

Der damals 28jährige Schweizer Jean-Marc Bory verkörpert in »Maléfices« einen Veterinär namens François Rauchelle, der mit seiner hübschen Frau Catherine (Pulver) auf einer schroffen Insel lebt, welche bei Ebbe kurzzeitig mit dem Festland verbunden ist. Eines Tages wird er gerufen, sich um einen kranken Geparden zu kümmern. Dessen Frauchen, die mysteriöse Myriam Heller (Gréco), hat ein Auge auf den Tierarzt geworfen. Myriam wohnt eine starke Faszination und ein Magnetismus inne, dem sich Dr. Rauchelle nicht erwehren kann — er wird schnell ihr Liebhaber. Sie hat einige Jahre in Afrika gelebt und scheint magische Kräfte zu haben. Noch dazu ist sie äußerst besitzergreifend und sieht nicht ein, ihren Geliebten mit einer anderen Frau zu teilen. Darüber hinaus ist Madame Heller in Besitz einer Statuette, die angeblich über dunkle Zauberkräfte verfügen soll. Plötzlich erkrankt Catherine schwer; kein Arzt scheint ihr helfen zu können…

Das Autorenteam jongliert mit den bewährten Wendungen, die merkwürdigerweise noch immer funktionieren und »Maléfices« zu einem hübschen Spannungswerk machen. Neben dem superb agierenden Hauptdarsteller-Trio — besonders Lilo Pulver glänzt in ihrer dramatischen Rolle! — sieht man Charakterköpfe wie Jacques Dacqmine, Robert Dalban, Marcel Pérès, Jeanne Pérez und Georges Chamarat von der Comédie Française in den Nebenrollen. Gréco ist als zwielichtige femme fatale sehr gut ihrem Typ entsprechend besetzt, und der Gepard ist eine echte Augenweide. So ist und bleibt »Maléfices« ein unterhaltsam-kurzweiliges Stück Kino, wennschon er nicht die Finesse eines Hitchcock– oder Clouzot-Films hat. Die DVD ist als Import aus Frankreich problemlos erhältlich.
Übrigens entstand 1990 unter dem Titel »Das Geheimnis des gelben Geparden« fürs deutsche TV ein unsägliches Remake — Regie: Carlo Rola — mit Iris Berben, Pierre Malet und der unvergessenen Susanne Lothar in den Hauptrollen.

Anmerkung: Leider ist der heutige Filmtipp so unbekannt, dass kein Poster in guter Qualität aufzufinden war. Das, was Ihr hier seht, ist das beste, was ich auftreiben konnte.

André Schneider

4 thoughts on “Filmtipp #661: Das Haus der Sünde

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