30. August 2011

Mit meiner Kamerafrau über das Drehbuch gesprochen. Am Wochenende werde ich noch zwei kurze Szenen hinzufügen, die Struktur leicht verändern, das Ganze ein bisschen dynamischer machen. Ansonsten aber bin ich zufrieden. Diese Geschichte hat einen besonders langen Reifungsprozess durchlebt, schon vor acht, neun Jahren wollte ich eine Liebesgeschichte zwischen zwei Ländern drehen. Damals dachte ich an Berlin—Amsterdam oder London—Berlin. Nun drehen wir in Paris, meiner Lieblingsstadt. An Le deuxième commencement — der Titel hat eine ganz besondere Bedeutung für mich! — interessiert mich nicht nur das Thema der Fernbeziehung. Sicher, Fernbeziehungen haben ihre ganz eigene Struktur. Meine Eltern führten über 30 Jahre eine Wochenendbeziehung. Die Vorstellung einer Ehe war für mich als Kind etwas Nebulöses. Im Vergleich zu meinen Schulkameraden führten wir kein »normales« Familienleben. Aber in Le deuxième commencement geht es ja nicht nur um eine Fernbeziehung: Es handelt sich um zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Zwei Sprachen, zwei Identitäten, zwei völlig verschiedene kulturelle Hintergründe. Und trotzdem lieben sie einander. Dieser Kampf, den ihre Liebe ihnen abverlangt, interessiert mich, und ich denke, mir ist es gelungen, ihn elegant und humorvoll darzulegen. Es war gar nicht so einfach, immerhin war es mein erstes Drehbuch auf Französisch.
     Wir sammeln noch bis zum 20. November Geld. Unser Spendenaufruf ist schon jetzt ein achtbarer Erfolg, die ersten Überweisungen trudelten bereits ein (Vielen Dank!!), andere versprachen uns, in den kommenden Wochen kleinere Beträge zu überweisen. Wir bleiben gespannt. Auf Ulule.com haben wir noch einen Spendenaufruf gestartet, unser dreisprachiger Blog zum Film wird auch schon gut besucht, die Maschinerie läuft langsam an. Habt lieben Dank für Euer Interesse, ich würde mich freuen, wenn Ihr weiterhin die Werbetrommel rührt.

Deed Poll ist bereits seit 16 Wochen in den Top 5 der Optimale-Verkaufscharts. Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht. Wie wunderbar! Die ersten Abrechnungen über die Verkaufszahlen von Alex und der Löwe aus Deutschland hingegen waren ernüchternd. Das illegale Herunterladen von Filmen aus dem Internet hat einen eminenten Schaden verursacht. Einerseits kann ich das verstehen — ich kaufe auch keine DVDs mehr, die mehr als zehn Euro kosten —, andererseits kam ich noch nie auf die Idee, mir einen Film aus dem Netz zu fischen. Es ist doch viel schöner, ihn »sicher« auf einem Silberling mit schönem Booklet und tollen Extras zu haben, oder?

Ich habe endlich meine Wohnung gekündigt und suche etwas in einer Gegend, in der keine Besoffenen in die Briefkästen urinieren, in einem Haus, in dem man auch schlafen kann. Hier unterhalten sich die arbeitslosen Säufer gerne bis fünf Uhr in der Frühe von Fenster zu Fenster. Was für eine wunderbare Akustik so ein Innenhof doch hat! Es ist wie in der Oper. Ab und an hört man die (leider nutzlosen) Beschwerden der anderen Mieter — »Bitte seien Sie doch ruhig, wir müssen morgen arbeiten!« —, dem folgt ein »Entschulliung!«, dann geht es unbeirrt in voller Lautstärke weiter. Neulich habe ich um vier Uhr, nachdem wir den Krach bereits über drei Stunden ertragen hatten, einen Eimer Wasser aus dem Fenster gekippt. Auch das nutzte nichts. Nun ist es leider so, dass wir das vier-, fünfmal die Woche haben und die Hausverwaltung über unsere Beschwerden milde lächelt. Hinzu kommt, dass meine Miete fast drei Euro pro Quadratmeter über dem Mietspiegel hier im Wedding liegt, ich also monatlich mehr als 200 Euro zu viel zahle. Dafür, dass ich eigentlich nur meine Möbel untergestellt habe und in diesem Loch nicht schlafen kann, ist es doch ein wenig zu teuer. Ganz abgesehen davon, dass zumindest dieser Teil des Weddings eine grauenhafte Gegend ist. Es ist, als lebte man in einem Bosch-Gemälde. Wie sagt man? »My life is like a Bergman movie without the laughs.«
     Einen wunderbaren Start in den Dienstag, liebe Grüße!

 André

Filmtipp #11 & #12: Stadt ohne Mitleid & Monsieur Cognac

Gegen ihren Willen von ihrer ehrgeizigen Mutter in die Filmstudios geschleift, war die kleine Christine Kaufmann in den fünfziger Jahren durch Filme wie »Rosen-Resli« (Regie: Harald Reinl) oder »Der schweigende Engel« (Regie: Harald Reinl) zu dem Kinderstar der jungen Bundesrepublik geworden. Die Tochter einer Französin und eines Deutschen konnte nie eine Schule besuchen, sprach fünf Sprachen und ernährte im zarten Alter von zehn Jahren bereits die ganze Familie. Bis 1961 drehte sie zahllose Filme in Spanien, Frankreich, Deutschland und vor allem Italien, bevor sie mit »Town Without Pity« (Regie: Gottfried Reinhardt) ihren Einstand in Hollywood gab. In ihrer Autobiographie schreibt sie: »Als wir in Hollywood ankamen, war für meine Mutter das Ziel ihrer Bestrebungen erreicht, und ich fühlte ganz deutlich, auch für mich war es ein Ort, in dem ich mein Ziel erreichen würde: mit der Schauspielerei aufhören.«
     Sie war 16, als sie sich bei den Außenaufnahmen in Argentinien für ihren nächsten Film »Taras Bulba« (Regie: J. Lee Thompson) in Tony Curtis verliebte. Der 36jährige verließ seine Frau Janet Leigh und seine beiden Töchter, um Christine kurz nach ihrem 18. Geburtstag am 8. Februar 1963 in Las Vegas zu heiraten. Nach zwei weiteren Hollywoodfilmen, »Escape From East Berlin« (Regie: Robert Siodmak) und »Wild and Wonderful« (Regie: Michael Anderson), beendete sie ihre Karriere, um Ehefrau und Mutter zu sein. 1964 wurde Alexandra geboren, 1966 folgte Töchterchen Allegra. Zu dieser Zeit war sie bereits todunglücklich mit ihrem Luxusleben in Beverly Hills. Curtis’ Freunde waren alle mindestens 20 Jahre älter als sie, und sie war gezwungen, als 21jährige das Leben einer 40jährigen Matrone zu führen. Die Villa, die Tony Curtis für seine neue Familie gekauft hatte, hatte eine Wohnfläche von 1.100 Quadratmetern, 18 Zimmer plus sieben weitere für das Personal, einen Innenpool von 50 Metern Länge, einen Filmvorführraum, einen Aufzug und einen gewaltigen Weinkeller. Die Villa lag auf einem Grundstück von 16.000 Quadratmetern mit Blick über den Los Angeles Country Club. Curtis ließ seine Frau von Valentino einkleiden, während sie sein Haus zu einem Heim machte, es mit Antiquitäten bestückte und einrichtete und sich um seine Kinder kümmerte. Er drehte manchmal vier Filme pro Jahr, vergnügte sich — »sehr diskret« — mit seinen Filmpartnerinnen und fiel aus allen Wolken, als sie 1968 die Scheidung einreichte. Sie verzichtete auf Abfindung, Unterhalt und Alimente und flog mit ihren Töchtern nach Europa, Curtis heiratete vier Tage später seine neue Frau Leslie. Später entführte er seine Töchter und ließ Kaufmann, die inzwischen mit Regisseuren wie Zadek, Fassbinder, Helmut Dietl, Werner Schroeter und Percy Adlon ihre zweite Karriere begonnen hatte, das Sorgerecht entziehen. (1971 trat sie übrigens noch einmal in einer US-Produktion auf, in der Poe-Verfilmung »Murders in the Rue Morgue« (Regie: Gordon Hessler) mit Jason Robards.)
     Heute möchte ich mich den beiden US-Filmen der Kaufmann widmen, die mir am besten gefallen haben.

Stadt ohne Mitleid

Originaltitel: Town Without Pity; Regie: Gottfried Reinhardt; Drehbuch: Silvia Reinhardt, George Hurdalek, Jan Lustig; Kamera: Kurt Hasse; Musik: Dimitri Tiomkin; Darsteller: Kirk Douglas, E. G. Marshall, Christine Kaufmann, Robert Blake, Richard Jaeckel. USA/BRD 1961.

Town Without Pity

In einer süddeutschen Kleinstadt vergewaltigen vier dort stationierte Soldaten die 16jährige Karin Steinhoff (Kaufmann) — ein Verbrechen, auf das laut amerikanischer Militärgesetzgebung die Todesstrafe steht. Die US-Staatsanwaltschaft fordert einen öffentlichen Prozess, um den empörten Deutschen zu demonstrieren, wie ernst sie die Sache nimmt. Der philanthropische Anwalt Steve Garrett (Kirk Douglas) wird mit der Verteidigung der Angeklagten beauftragt. Um dem Mädchen das schonungslose Kreuzverhör zu ersparen, bietet er dem Anwalt des Opfers einen Kompromiss an: Wenn die Anklage auf die Todesstrafe verzichtet, bekennen sich die vier GIs schuldig und wandern lebenslänglich ins Gefängnis. Karins bornierter Vater (Hans Nielsen) besteht jedoch auf das volle Strafmaß und beschwört damit eine Katastrophe herauf: Dem Klatsch und dem Hohn der ganzen Stadt — deren Bewohner dem Opfer von Anfang an eine Mitschuld an dem Verbrechen unterstellten — ausgesetzt, bricht das Mädchen während des Verhörs, das Garrett mit brutaler Härte führt, um seinerseits den Kopf seiner Mandanten zu retten, zusammen und nimmt sich das Leben.

Nach zwei recht biederen Filmchen packte Gottfried Reinhardt mit »Town Without Pity« ein heißes Eisen von damals ungeheurer Brisanz an und schuf ein aufwühlendes Gerichtsdrama, dessen starke Besetzung einen tiefen Eindruck hinterlässt: Douglas, Nielsen und Kaufmann zeigen beachtliche Leistungen. (Christine Kaufmann erhielt 1962 für ihre Darstellung als erste Deutsche einen Golden Globe, die ihr daraufhin angebotene Hauptrolle in »Lolita« (Regie: Stanley Kubrick) lehnte sie allerdings ab.) »Town Without Pity« ist zugleich ein scharf gezeichnetes Portrait der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Die sensationsgeilen Blicke, die Häme, die Schadenfreude, das unablässige Tuscheln, die üble Nachrede, eine Gesellschaft voller Wendehälse und hasserfüllten Tratschmäulern — all das wird von Reinhardt als latente Bedrohung entlarvt, die das Land anno 1961 bereits unterwandert und wie eine Pest infiziert hatte. Ein Volk, das seine Moral im Krieg verloren hat und im Überlebenskampf selbst zu einer Bestie wurde. Erstaunlich und erschreckend, wie aktuell dieses Bild immer noch ist. Lars von Trier übernahm diese Motive für sein Kidman-Vehikel »Dogville« (2003).
     Die Außenaufnahmen dieser deutsch-amerikanischen Co-Produktion entstanden in Bamberg und Forchheim. Der von Gene Pitney gesungene Titelsong wurde ein Welterfolg und bescherte dem Film eine Oscarnominierung.

Monsieur Cognac

Originaltitel: Wild and Wonderful; Regie: Michael Anderson; Drehbuch: Larry Markes, Michael Morris, Waldo Salt; Kamera: Joseph LaShelle; Musik: Morton Stevens; Darsteller: Tony Curtis, Christine Kaufmann, Larry Storch, Marty Ingels, Pierre Olaf. USA 1964.

Wild and Wonderful

Als »abenteuerlich schlechten Film« und »unsäglich« beschrieb Christine Kaufmann »Wild and Wonderful« in ihrer Autobiographie. Tony Curtis sah das ganz anders: »Er stellte sich als ein sehr amüsanter Film heraus. Christine war sagenhaft. Es gab Momente, in denen die Funken zwischen uns nur so sprühten.«
     Monsieur Cognac ist ein Pudel und liebt — wie sein Name schon sagt — hochprozentige Getränke über alles. Er und sein Frauchen Giselle (Kaufmann) sind in Frankreich berühmte Fernsehstars. Eines Nachts reißt der Vierbeiner nach einigen Flaschen Cognac aus und begegnet während seines Streifzuges durch Paris torkelnd dem amerikanischen Musiker Terry Williams (Curtis). Nach einer weinseligen Nacht stellt Monsieur Cognac Terry und Giselle einander vor, die sofort Feuer und Flamme füreinander sind und heiraten. Der eifersüchtige Pudel tut nun alles, um die Hochzeitsnacht des jungen Paares zu stören…

1962 sorgte Curtis’ Affäre mit einem Teenager in den USA für Wirbel. Dass er sich dafür auch noch von der allseits sehr beliebten Janet Leigh scheiden ließ, brachte den Kelch zum Überlaufen. Universal entschied, dass es das Beste wäre, das Gespann Curtis-Kaufmann so bald wie möglich einen gemeinsamen Film drehen zu lassen, um von dem Skandal abzulenken und die Wogen zu glätten. So kam es zu »Wild and Wonderful«.
     Der Zahn der Zeit war diesem Film sehr gnädig, der Charme der Nostalgie bekommt ihm gut. Als er 1964 anlief, waren die Kritiker alles andere als freundlich. »Newsweek« schrieb: »Miss Kaufmann und Tony Curtis haben nach unserer Information während der Dreharbeiten zu diesem Film geheiratet, und wenn ihre Ehe diesen Film übersteht, wird sie alles überdauern…«
     Routinier Michael Anderson drehte diesen niedlichen Märchenfilm komplett im Studio. Das künstliche Paris der Universal-Studios hat seinen Reiz, und wenn der beschwipste Pudel gleich zu Beginn des Films durch die knallbunten Jazzclubs zieht, dann ist das wirklich sehr possierlich anzuschauen. Kaufmann trägt wunderschöne Kostüme von Valentino und ist in ihrer Rolle herrlich naiv, einfach zauberhaft. Sicherlich kein »großer« Film, aber unter den vielen furchtbaren Komödien, die Tony Curtis in den Sechzigern drehte, ist dies sicherlich eine der glanzvolleren. Wenn er sich gegen die Eifersuchtsattacken des gewitzten Kläffers zur Wehr setzt, sorgt das für unbeschwerte Heiterkeit. Ein kurzweiliges Vergnügen für die ganze Familie.

André Schneider

Dimanche 28 août 2011

Appel à co-producteurs

Voici le synopsis du Deuxième commencement, le prochain film d’André Schneider qui devrait être tourné cet hiver :

André et Laurent ont eu une relation stable de dix ans. Puis leur amour s’est doucement éteint. Ils se sont séparés. André est retourné vivre dans son Allemagne natale. Après trois ans de célibat, Laurent rend visite pour la première fois à son ex et débarque à Berlin. Ils s’approchent prudemment l’un de l’autre. Et l’un et l’autre s’aperçoivent avec étonnement qu’un lien les unit encore, que leur amour n’est pas aussi éteint qu’ils le croyaient.

Appel à (petits, moyens et grands) co-producteurs :

Le deuxième commencement est le premier film en français de Vivàsvan Pictures, une société de production qui s’est établie avec des films tels que Nos jours légers  et Les insatiables (tous deux distribués en DVD par Optimale). Sachant qu’aucun financement officiel n’a pu voir le jour, André Schneider prend aujourd’hui son bâton de pèlerin afin de trouver le budget nécessaire à l’achèvement de son moyen-métrage.

A cette fin, il a besoin d’environ 3 200 euros. Une somme dérisoire compte-tenu de l’équipe réduite : 4 acteurs, 1 camerawoman, 1 ingénieur du son. La véritable part coûteuse réside en la post-production (montage, mixage, etc.)

L’idée de recourir aux producteurs que sont les potentiels spectateurs et amis du projet donne non seulement un sens au film mais, évidemment, des ressources. Selon sa contribution, le petit-moyen co-producteur :
– apparaîtra au générique,
– recevra un DVD, un CD de la bande originale, une invitation aux avant-premières à Paris et/ou Berlin, des photographies du tournage,
– etc.

Voici les détails bancaires utiles où envoyer vos petits, moyens et grands tributs :

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Et si vous souhaitez suivre l’avancée du projet, jetez un œil au blog Le deuxième commencement où nous publierons billets (multilingues), extraits du scénario, photos et actualités.

Si vous avez des questions, suggestions, propositions, n’hésitez pas à contacter Vivàsvan Pictures : vivasvanpictures[at]yahoo.co.uk

Merci beaucoup !