40% vom Knuddelmann sind bereits abgedreht, am 31. Juli fahren wir mit dem Dreh fort. Bei Temperaturen von bis zu 44°C fiel die Arbeit an manchen Tagen besonders schwer, und es fehlt an allen Ecken und Enden an Geld. (Bei dieser Gelegenheit weise ich nochmals auf unseren Spendenaufruf hin.) Aber es ist wunderbar, mit einem Team zu arbeiten, das so engagiert ist, und mit Kollegen, die mit einer solchen Euphorie und Spielfreude das Projekt vorantreiben, dass es eine wahre Freude ist. Till Caspar Juon und Ütz sind ein tolles Regie/Kamera-Gespann, Ruben Wielsch setzt uns alle vorteilhaft ins Licht, Sophia Längert ist als Maskenbildnerin eine gute Seele am Set, und ohne Endres, Kai, Anjan, Dominik, Anne, Andreas, Nine und all die anderen emsigen Helferinnen und Helfer wäre das Schiff längst gesunken. Dann die vielen Privatpersonen, die uns ihre Wohnungen, Cafés, Clubs, Badezimmer und Dachterrassen als Drehorte zur Verfügung stellen, die Tangolehrerin, die Udo und Frank über die Tanzfläche scheucht, die Spenderinnen und Spender, die uns ein anständiges Catering ermöglichen, die Designer, die uns mit Kostümen versorgen! Ich kann mich nur noch einmal von Herzen für den Zuspruch und die Unterstützung bedanken. Ihr seid wunderbar!
Der Film ist ungemein fordernd, und ich führe ein sehr braves Leben, um diese strapaziöse Zeit gesund zu überstehen. Die Arbeitstage beginnen für mich um kurz nach sechs in der Frühe und enden gegen Mitternacht.
Das Patti Smith-Konzert am 5. Juli darf ich neben den frühen Tori Amos-Konzerten, dem Quasimodo-Konzert von Peter Cincotti und dem Auftritt Juliette Grécos im Admiralspalast vor drei Jahren zu den schönsten Konzerterlebnissen meines Lebens zählen. Und ich glaube, ich muss gar nicht viel schreiben. Wer Patti Smith kennt, kann sich vorstellen, was für ein rockiger Abend es war. Das, was sie in mir bewegte, liegt so tief, dass ich darüber nicht öffentlich sprechen möchte, das ist sehr privat.
Zwei Jahre nach seinem Erscheinen hat Cluesos Album »So sehr dabei« mich in seinen Bann gezogen. Bemerkenswert an seiner Poesie ist, dass sie einen so langsam ergreift, dann aber mit einer Vehemenz unter die Haut kriecht, wie sie in der zeitgenössischen deutschsprachigen Musik kaum noch zu finden ist. Je öfter man die CD hört, desto mehr liebt, spürt, atmet man sie. Ob »Barfuss«, »Keinen Zentimeter«, »Niemand an dich denkt«, »Utopie«, »Augen zu«, »Verlierer«, der Radiohit »Gewinner« oder das Titellied »So sehr dabei«: jeder Song auf dieser Platte ist musikalisch und lyrisch von müheloser Brillanz. Ein Edelstein und eine bei aller Emotionalität verblüffend unkitschige Offenbarung. Danke, Clueso!
Zu den sehenswertesten Filmen des Jahres gehören Tom Fords bittersüßes Regiedebüt »A Single Man« — in England gerade frisch auf DVD erschienen — und Martin Scorseses epischer Psychothriller »Shutter Island« mit einem Leonardo DiCaprio, dessen Spiel so intensiv berührend und verstörend ist, dass es einen noch Stunden nach Ende des Films zum Weinen bringt. Nach 17 Jahren beliebiger Hollywood-Konfektionsware endlich wieder ein richtiger Scorsese mit unverwechselbarer Handschrift und, ja, einer der spannendsten, vielschichtigsten Thriller der letzten zehn Jahre, mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail inszeniert.
Alex und der Löwe hat seine US-Premiere gut überstanden, und die Reaktionen der Presse waren unterm Strich ziemlich freundlich:
»This is a great, clearly written, comic love story and feel-good movie, about how dreams can come true and what it means to have both friendship and love, with all actors delivering magnificent performances as hip Berliners, looking for love in all the wrong places. See the delightful and witty Alex and Leo.« (Joseph R. Saporito, The New York QNews)
»… amiable German romantic comedy … entertaining moments, such as a party featuring the irresistible Schlutt in a revealing bikini.« (Gary M. Kramer, Philadelphia City Paper)
Andere Rezensenten (hauptsächlich im Internet) schlugen einen ähnlichen Ton an. Besonders hervorgehoben wurden immer wieder Marcel Schlutts Schönheit, Udo Lutz’ hinreißend komische Vorstellung als Tobi und meine Arbeit als Drehbuchautor. Wir können also wirklich zufrieden sein mit unserem kleinen Film, der in Kürze auch hierzulande in einigen Lichtspielhäusern zu sehen sein wird.
Mit dieser Ankündigung möchte ich mich für heute verabschieden, es wartet noch reichlich Arbeit auf mich.
Sommerliche Grüße!
André