Eine Serenade, bitte
Es ist das gleiche — überall — hier — bei Gott…
Wo war ich noch nicht?
In welchen Ecken, welchen Winkeln
Die diese Stadt so hat
Auf der Suche nach irgendwas
Nein, nach irgendwem
Doch es geht mir noch nicht schlecht genug
Dass ich jeden nehm
Da hock ich mich in eine Kneipe, ein Cafe
Fang Dialoge an – mit mir – komm, geh…
Da sitz ich und warte, ob ich nicht doch noch was seh
Der Mann da, der hat was
Wahrscheinlich ein Toupet
Warten ist billig. Es kostet Nerven
Aber ich bin zäh
Halb drei in der Nacht
Draußen ist es für alles zu früh
Hier drinnen ist es für alles zu spät
Ich sollte gehen
Es ist doch klar, dass jetzt nichts mehr geht
Nur der Münzautomat unterhält sich noch mit mir
Es gibt nichts zu gewinnen – egal, wie viel ich verlier
Die Musikbox stöhnt auf, ging es nach ihr
Dann wär die Musikbox keine Musikbox
Dann wär sie ein Klavier
Weil das persönlicher wär — und sowieso — immer wieder
Dieselben, die gleichen abgedroschenen Lieder
Eine Serenade, bitte!
Kann man in diesem Bumslokal keine Serenade kriegen?!
Nur der Teppichboden guckt mich noch an
Er guckt betreten
So geht es mir auch
Ich habe doch eben noch eine Zigarette geraucht…?
Diese Frau! Die redet nicht, die spuckt
Da hängt ein Kind an der Wand. Ist das echt?
Ein Nachdruck
Das passt
Das sind doch alles Kopien, wohin ich hier guck
Plastikblumen. Um die sich niemand zu kümmern braucht
Abstauben genügt. Nur mir genügt das nicht
Der Typ dahinten — den könnte ich abstauben
Verdammt!
Warum hat der bloß so ein beschissenes Gesicht?!
Kaschemme! Es ist zum Würgen
Kaffee!
Kaffee hält über Wasser — und dann löst er sich auf
Ich pass gut hier rein
Vielleicht der da?
Der könnt doch was sein
Und danach eine schöne Portion Pommes frites…
Mann, stinkt mir das alles
Wie mir das stinkt! Immer wieder
Dieselben, die gleichen abgedroschenen Lieder
Eine Serenade, bitte!
Kann man in diesem Bumslokal keine Serenade kriegen?!
Ich möchte an der See sein
Und möglichst nicht allein
Und wenn ich ein Klavier wär
Dann würd ich gern ein Harmonium sein
Weil — als Klavier, da kommt man ja nicht weg vom Fleck
Und wenn ich ein Harmonium wär
Dann würd ich gern eine Geige sein
Nein, eine…
Eine Bratsche…
Ich möchte ein Gesicht sehen
Mit Augen, wo ich drin baden kann
Und was ich seh, das guckt mich an
Mit Augen, die zugefroren sind
Kann ja sein, dass das mal Badeaugen waren
Aber jetzt — auf den Augen kann ich Schlittschuh fahren!
Krieg ich jetzt eine Serenade oder was?!
Zu dem Konzert gestern…
Um 22:40 Uhr betrat Madame dann endlich die Bühne. Schöne Songs, wunderschöne Stimme und Musiker, die das, was sie taten, ausgezeichnet taten. Leider, leider hielt sie es für notwendig, ihre Darbietung mimisch zu unterstreichen und auch mal zu tanzen. Beides tat sie nicht besonders gut. Es wirkte aufgesetzt. In den USA würde man’s phoney nennen. Das Publikum war dementsprechend reserviert, obwohl sie — ich wiederhole es gerne und aus tiefstem Herzen — eine großartige Stimme hatte. Wenn man die Augen schloss, ent- und verführte sie einen in andere Dimensionen. Hab dann auch sofort die CD gekauft. Um 23:12 Uhr verließ sie wieder die Bühne — kleine Pause —, das Publikum bittend, doch bitte ordentlich zu trinken, damit es in der zweiten Hälfte ein bisschen besser drauf ist. Die Pause dauerte 40 Minuten. Um mich herum 150 Raucher und keine Lüftung. Die Pause dauerte 45 Minuten. Ich wurde ungeduldig. Nach 50 Minuten Pause ging ich dann und fuhr heimwärts. Ich fand, dafür, dass das Konzert um 22 Uhr beginnen sollte, hatte ich um kurz nach Mitternacht dann herzlich wenig Musik gehört.
Nächste Woche bin ich wieder im Quasimodo, ich hoffe sehr, dass es dann anders läuft.
Ihr Lieben, ich bin dann mal — wie angekündigt — weg. Die Weihnachtsmärkte werden morgen geöffnet. Genießt die Vorweihnachtszeit. Und denkt immer daran!
Zitat des Tages: »Ich bin auf meine Ängste immer zugegangen, denn da, wo die Angst sitzt, da ist auch der Weg in eine neue Lebenserfahrung.« (Hanna Schygulla)