Eine zuviel im Bett
Originaltitel: Move Over, Darling; Regie: Michael Gordon; Drehbuch: Hal Kanter, Jack Sher; Kamera: Daniel L. Fapp; Musik: Lionel Newman; Darsteller: Doris Day, James Garner, Polly Bergen, Thelma Ritter, Chuck Connors. USA 1963.
Just an dem Tag, an dem Nicholas Arden (Garner) seine Frau richterlich für tot erklären lässt, kommt die als vermisst gemeldete Ellen Arden (Day) wieder nach Hause, nachdem sie nach einem Flugzeugabsturz fünf Jahre (!) auf einer einsamen Insel hatte ausharren müssen. Während sie ihre beiden kleinen Töchter (Pami Lee und Leslie Farrell) über ihre Identität vorerst noch im Dunkeln lässt, beschert Ellens Auftritt ihrer Schwiegermutter Grace (Ritter) einen Ohnmachtsanfall. Doch auch Ellen hat einen schweren Brocken zu schlucken, denn Nicholas hat gleich, nachdem er sie für tot erklären ließ, wieder geheiratet und ist mit seiner neuen Braut, der zickig-neurotischen Bianca (Bergen) in die Flitterwochen nach Monterey gefahren. Ellen ist außer sich und reist den beiden nach. Doch damit sind die Eifersüchteleien noch lange nicht vorbei, denn Nicholas muss erfahren, dass seine Frau auf der vermeintlich einsamen Insel alles andere als ein Robinson-Dasein führte, denn sie war dort mit dem gutgebauten Frauenhelden Stephen Burkett (Connors) gestrandet…
George Cukor hatte sich 1962 berufen gefühlt, ein Remake des Klassikers »My Favorite Wife« (Regie: Garson Kanin) zu inszenieren. Der war 1940 aufgrund seiner illustren Besetzung — Cary Grant, Randolph Scott, Irene Dunne — ein Riesenerfolg und für drei Oscars nominiert gewesen. Für seine Version des Stoffes wählte Cukor einen neuen Titel: »Something’s Got to Give«. 20th Century Fox war begeistert von der Idee, wenn auch nicht von Cukors Bedingung, Marilyn Monroe die Hauptrolle zu geben. Deren Unprofessionalität und Untalent ließen die Produktion schließlich auch platzen: Von 30 Drehtagen erschien sie lediglich an 13 — und war an diesen so unvorbereitet, dass die Arbeit nur schleppend vorankam. Sie wurde gefeuert, durch Lee Remick ersetzt und schließlich wieder engagiert, da ihre Kollegen Dean Martin, Tom Tryon und Cyd Charisse damit drohten, das Handtuch zu werfen, sollte sie nicht wiederkommen. Monroes vorzeitiges Ableben am 5. August 1962 beendete »Something’s Got to Give« endgültig. Heute existiert ein Rohschnitt von 37 Minuten Länge, der erahnen lässt, was für eine süße Komödie es hätte werden können. Um das für die Fox sündhaft teure Projekt doch noch zu retten, überarbeitete man das Drehbuch, engagierte den als zuverlässigen Routinier geschätzten Michael Gordon als Regisseur und zimmerte aus »Something’s Got to Give« eine Doris Day-Komödie. Die Dreharbeiten begannen am 13. Mai 1963 und waren Ende Juli bereits abgeschlossen. In den USA startete der Film zu Weihnachten in den Kinos und bescherte der Fox volle Kassen: Dem Budget von 3,5 Millionen Dollar stand ein Reingewinn von 13 Millionen Dollar gegenüber. Es wurde einer der erfolgreichsten Filme der Saison 1963/64 und rettete das Studio, das nach den horrenden Kosten, die »Cleopatra« (Regie: Joseph L. Mankiewicz) verursacht hatte, ganz schön ins Straucheln geraten war, vor dem Ruin.
Auch 57 Jahre nach seiner Uraufführung strotzt »Move Over, Darling« vor Witz und Esprit. Die Schauspieler geben geradezu akrobatische Vorstellungen; Doris Day brach sich bei einer Kampfszene mit James Garner sogar zwei Rippen, spielte aber unbeirrt weiter. Erst am nächsten Tag bemerkte das Team anhand eines Verbandes um ihren Torso, dass sie sich verletzt hatte. Day stand hier zum zweiten und letzten Mal mit Garner vor der Kamera. Im Vorjahr hatten die beiden mit The Thrill of It All einen weiteren Erfolg verbuchen können. Mit Regisseur Gordon und der wunderbaren Thelma Ritter hatte sie 1959 ihren größten Hit Pillow Talk gehabt. Heimlicher Star von »Move Over, Darling« ist Polly Bergen, die eine hinreißend komische Performance liefert. Versierte Komiker wie Fred Clark, Don Knotts, Elliott Reid, John Astin und Edgar Buchanan umrahmen die vier Stars in schrullig-liebenswerten Nebenrollen. Zu den witzigsten Momenten gehören die Szenen vor Gericht sowie die inzwischen legendäre Sequenz, in welcher Doris Day mit ihrem Cabrio durch die Waschstraße fährt.
André Schneider