27. November 2010

Der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Élysées war bereits aufgebaut, als ich am 19. in Paris ankam. Stundenlange Spaziergänge durch den Nieselregen, vorbei am Jardin des Tuileries und der Comédie Française bis hin zum Boulevard de Ménilmontant. Diesmal bin ich in Reuilly untergebracht, unweit der Porte de Vincennes. Immer wieder bin ich überrascht, wie winzig die Pariser Wohnungen sind, obwohl es bei den Mietpreisen — 30 Quadratmeter zu 1.500 Euro im Monat — natürlich mehr als einleuchtend ist. Mein Zimmerchen ist gemütlich und ruhig, der Vermieter aufmerksam. Mit dem Geruch von frischem Toast und Kaffee geweckt zu werden, ist schon herrlich. Selbst für einen Teetrinker.
     In einem Café bei St. Eustache treffe ich Léonard Lasry, der mir in der rue Saint-Honoré ein kleines Geschäft namens Parallèles zeigt. Hier gibt es gebrauchte und neue CDs, teilweise originalverpackt, für zwei bis acht Euro das Stück. Léo, der um meine Liebe für das Französische weiß, drückt mir Alben von Étienne Daho, Keren Ann, Mouzanar, Pierre Lapointe und Jerome Attal in die Hand. Und wir reden. Pausenlos, angeregt, fast fünf Stunden lang. Seine Feinfühligkeit rührt mich ebenso, wie mich seine Integrität als Musiker beeindruckt. »Ein außergewöhnlicher Mann«, denke ich und mache mich beschwingt auf den Weg zu meiner Essenseinladung.
     Auf meinen Streifzügen durch die Musikläden erstand ich noch Platten von Raphael, Bénabar, Patrick Fiori (»L’instinct masculin« ist super!), Léo Ferré, Philippe Sarde, Emmanuel Moire und Alex Beaupain. »Le même soleil« von Grégoire ist ein Album, das ich jedem frankophilen Musikliebhaber ans Herz legen möchte. Wer es besitzt, wird monatelang keine neue CD kaufen müssen. Neben Filmen von Argento, Christophe Honoré und Fritz Lang entdeckte ich »Ensemble, nous allons vivre une très, très grande histoire d’amour…« (Regie: Pascal Thomas) und »Douches froides« (Regie: Antony Cordier) — kleine Edelsteine, die gekonnt und mit Liebe geschliffen wurden. Und wieder die wehmütige Frage, warum wir in Deutschland nur einen Bruchteil dessen mitkriegen, was sich in Frankreich musikalisch und kinematographisch tut…

André Schneider @ Chéries-Chéries in Paris

Sonntag dann die Vorführung von Nos jours légers beim Chéries-Chéris Filmfestival. Dass wir so stürmisch und euphorisch empfangen werden würden, hätten Marcel und ich nicht gedacht. (Die Berliner Premiere war zwar freundlich, aber das deutsche Presseecho fast durchweg schlecht gewesen.) Wir waren beide nervös. Ich trug sogar meinen übergroßen weißen Pullover, »weil man sich in dem so gut verstecken kann«. Und jetzt? Der Kinosaal im Forum des images war bis zum letzten Platz ausverkauft, der Applaus frenetisch, wir beide auf der Titelseite eines Pariser Stadtmagazins, der Titel unseres Films fettgedruckt, darunter das Urteil »witzig, prickelnd, gefühlvoll«, im Inneren des Heftes ein zweiseitiger Artikel: eine einzige Lobeshymne. Erfolg! Marcel jagte von einem Fotoshooting zum nächsten, gab Interviews und schüttelte unzählige Hände. Am Abend zuvor war sein Film »Infidèles« (Regie: Claude Pérès) beim Festival gezeigt worden.
     Nach der Vorführung, dem Saalgespräch, den Umarmungen und Glückwünschen lernte ich — Léo Lasry sei Dank! — Elisa Point, Philippe Shaft, Triana, Morgan Dulac, den in Frankreich lebenden Tänzer Martin Freudenstein und den Regisseur Hervé Lebrun kennen. Im Les Marronniers wurde ich zu einem köstlichen Abendessen eingeladen, und danach spazierten wir noch bis zwei Uhr morgens durch Paris. Die nassen Straßen schimmerten im magischen Goldglanz der Laternen, es war bitterkalt, und selten habe ich mich so wohl, belebt, vom Glück geküsst und, ja, geborgen gefühlt.
     Tags darauf noch mehr positive Resonanz, ein Treffen mit Marcel bei den Leuten von Optimale — und der erfreulichen Ansage, dass sich nun auch andere Filmfestivals in Frankreich und Belgien für Nos jours légers interessieren. Tja, und heute nun lese ich, dass unser Film sowohl bei Pro-Fun (Platz 4) als auch bei Optimale (Platz 3) in den Top 5 der Verkaufscharts ist. Was kann man mehr verlangen?

Zum Abschluss noch ein Geschenktipp für Weihnachten: »Fifth Avenue, 5 A.M.« von Sam Wasson, ein Buch über die Entstehung eines der ganz großen Hollywoodklassiker, wurde von der amerikanischen Presse überschwänglich gefeiert. Ich fand es zufällig bei Brentano’s in der Avenue de l’Opéra, einer besonders einladenden Buchhandlung, in der man nach Herzenslust stöbern möchte.
     Blake Edwards’ »Breakfast at Tiffany’s«, seit Teenagertagen einer meiner Lieblingsfilme (Truman Capotes Roman las ich erst Jahre später und verliebte mich noch einmal neu in Holly Golightly und New York), wäre beinahe nicht entstanden. Eine selbständige, lebenslustige Frau wie Holly auf die Leinwand zu bringen, stellte 1960 ein Wagnis dar, auf das sich die Produzenten von Paramount nur widerwillig einließen. Als nach mehreren Anläufen die Arbeit schließlich ernsthaft aufgenommen wurde, sah man sich mit einer ganzen Verkettung von Ärgernissen konfrontiert: Capote wollte die Monroe in der Hauptrolle sehen, Audrey Hepburn fühlte sich fehlbesetzt, Autor George Axelrod musste das Drehbuch wieder und wieder überarbeiten, der Produzent Marty Rackin wollte »that fucking song« (womit er natürlich Mancinis »Moon River« meinte) um jeden Preis herausgeschnitten wissen, es gab Querelen zwischen Edith Head und Hepburns Couturier Givenchy, man konnte sich auf kein passendes Ende einigen, so dass mehrere mögliche Schlussszenen gedreht werden mussten, der japanische Regisseur Akira Kurosawa war (gelinde ausgedrückt) verärgert über Mickey Rooneys Darstellung des Mr. Yunioshi, George Peppard sorgte für unschönen Tumult am Set, und Hepburns Ehemann Mel Ferrer, seit jeher eifersüchtig auf den Erfolg seiner Frau, machte es den Machern ebenso schwer. Schon die Farbe des berühmten Abendkleides war ein Problem: Schwarz wurde vor »Breakfast at Tiffany’s« im amerikanischen Kino nur von den bitches getragen, von Bette Davis zum Beispiel oder Gloria Swanson in »Sunset Boulevard« (Regie: Billy Wilder). Ein nettes Mädchen — wie Doris Day oder Jane Wyman — trug blumige Farben: gelb, rosa oder blau. Als Frau hatte man schließlich vor allem dekorativ zu sein. Schwarz aber vermittelt eine (sexuelle) Selbstsicherheit, die einer »anständigen Amerikanerin« seinerzeit einfach nicht zugestanden wurde. Und dann der eitle, trotz des Protestes von Blake Edwards engagierte George Peppard, der es nicht ertragen konnte, dass die Figuren von Patricia Neal und Hepburn seine Figur in den Schatten stellten, und bei den Produzenten durchsetzte, dass viele von Neals Szenen gekürzt oder komplett gestrichen wurden. (Ein Verhalten, das ich in einer leicht abgewandelten Form unlängst selbst in meinem Leben erdulden musste.)
     Wassons Buch liest sich wie ein Abenteuerroman, hat Biss und Herz und vermittelt eindrucksvoll, was für ein Kulturphänomen dieser Film damals schon war. Eine humorvolle Liebeserklärung an einen Film (und seine Macher), der nach der Lektüre dieses Buches noch einmal an Bedeutung gewinnt.
     Viel Freude in der Adventszeit, bleibt mir gewogen, ich melde mich wieder. 

André

Mardi 23 novembre 2010

Nos jours légers (Alex und der Löwe) : à nos amis
Un article de Voisin Blogueur pour tadahblog.com, 22 novembre 2010.

UN FILM DE YURI GARATE

Alors qu’Alex (André Schneider) découvre que son petit copain lui est infidèle, son monde s’effondre. Ses amis farfelus tentent de lui remonter le moral à leur façon. Steffi (Sascia Haj), psychologue qui adore raconter à ses potes les secrets les plus inavouables de ses patients lui prédit un avenir radieux puisqu’il est du signe Poisson ascendant Lion ; Kerstin, qui n’a jamais connu d’orgasme, est toujours là pour de bons conseils ; Tobi (Udo Lutz), gay extraverti et toujours en mode agressif lui certifie qu’il n’a rien perdu car son mec était nul… Mais si le moral va remonter, ce sera surtout grâce à une rencontre inattendue. Un jour, Alex croise le chemin de Leo (Marcel Schlutt), un garçon qui travaille dans la communication et qui est en couple depuis plusieurs années avec une fille. Leo finit par faire son coming out et recroise plus tard, par chance, Alex qui lui avait bien tapé dans l’œil. Les deux garçons traînent ensemble, Leo est de suite charmé par l’univers d’Alex, sa bande d’amis. Mais ce dernier est-il prêt pour une nouvelle histoire ?

Comme le titre français du film l’indique (titre emprunté à une chanson de Léonard Lasry qui signe la BO), Nos jours légers aborde la question de la rupture et du couple sous l’angle de la comédie. Tourné avec un budget minuscule, le projet s’apparente à un film de potes (tourné en DV, avec des problèmes de son, une certaine absence de recherche esthétique), sans aucune prétention. Le générique enfantin colle, lui, au titre original de l’œuvre : Alex und der Löwe (comprendre “Alex et le lion”, en référence au personnage de Léo et à l’ascendant astrologique du personnage d’Alex). Il y a d’ailleurs un petit côté conte, l’amour pouvant ici survenir à tout moment comme par magie.

Si au début l’aspect cheap peut gêner, on finit rapidement par se prendre au jeu. Car Nos jours légers dispose d’une galerie de personnages extrêmement attachants, tour à tour drôles, touchants ou simplement proches de nous. Nul doute que la communauté gay se retrouvera à 200% dans cette chronique douce-amère de la rupture et de la quête, entre amis, de nouveaux amours. Il faut souligner l’humour volontairement outrancier du scénario (écrit par l’acteur Andre Schneider) qui fait la part belle à des personnages tantôt très réalistes ou excessifs, se jouant des caricatures. On rit beaucoup et la bonne humeur du casting finit par tout emporter sur son passage.

Léger, sentimental et optimiste, cette production allemande indépendante nous fait aussi craquer par son histoire d’amour. Un amour qui tel un lion doit se dompter. Parvenir à nous embarquer dans cette aventure modeste, idéaliste et pleine de bons sentiments n’était pas gagné d’avance. Avec un humour assez queer et des acteurs qui s’éclatent, on ne peut qu’avoir envie d’y croire.

Film vu au Festival Chéries Chéris 2010.
Disponible en DVD aux éditions Optimale.

Lundi 22 novembre 2010

NOS JOURS LÉGERS
Interview par Hugo Brosse pour 2X Paris, 19 novembre 2010.

Quoi ? Un film gay allemand ! J’en vois déjà certains d’entre vous qui lèvent les yeux au ciel (ah si ça musclait aussi les fesses, dans le Marais tout le monde aurait un cul d’enfer !). Et oui, les filles, l’Allemagne a un Cinéma Gay de qualité (non, je parle pas seulement de Cazzo Films), la guerre est finie et Berlin n’est pas que la ville de vos week-ends cul…

Voilà un film comme on les aime, sentimental, drôle et pétillant comme le mousseux que nos amis d’outre-Rhin affectionnent tant (on ne peut pas être parfait sur tout). Avec en prime, Marcel Schlutt, ancien acteur porno reconverti pour l’occasion en séducteur maladroit et touchant.
Le joli Marcel a pris de l’âge depuis SOUS LES VERROUS, mais est toujours aussi craquant.
Ce délicieux petit film qui raconte les vies d’un groupe d’amis berlinois et l’histoire d’amour contrariée (mais pas pour longtemps) entre Alex et Léo s’est déjà attiré un accueil d’enfer dans les festivals LBGT du monde entier.

RENCONTRE avec André Schneider (qui interprète Alex et qui a écrit le scénario de ce petit bijou de drôlerie et de tendresse).

Nos jours légers

André, peux-tu te présenter pour les lecteurs de 2X ?

Je me décrirais comme un conteur d’histoires, et en tant que tel, j’utilise plusieurs biais : l’écriture, la comédie, la musique, la production de films. À la base, j’ai étudié la comédie, mais depuis quelques années, je suis devenu de plus en plus un auteur.

Pourquoi avoir utiliser le titre «NOS JOURS LÉGERS» pour la France, à la place de «ALEX ET LEO» qui est la traduction du titre allemand ?

Le titre allemand a un sens double qui est très difficile à traduire. «Alex und der Löwe» veut dire à la fois, le lion, l’animal, et Leo, le signe astrologique. De plus, Léo est aussi le nom du personnage joué par Marcel dans le film.
J’ai choisi «NOS JOURS LÉGERS», principalement à cause de la magnifique chanson de Léonard—un autre Léo !—Lasry qui ouvre le film. La musique de Léonard est très importante durant tout le film. (Le dernier album de Léonard Lasry «Nos Jours Légers» est disponible partout—magasins et plate-formes de téléchargement—et reprend plusieurs des chansons du film.)

Pour «NOS JOURS LÉGERS», les critiques parlent toutes d’un film berlinois. Qu’y a-t-il de si berlinois dans ce film ?

Je n’avais pas conscience que nous faisons un «film berlinois typique», avant la parution des premières critiques. Après, j’y réfléchi et oui, Alex et ses amis sont des berlinois typiques des années 2000, très urbains, pince-sans-rire et très directs. Le mini.théâtre dans lequel Alex et Léo se rencontrent est aussi typiquement berlinois, de même que le club au sous-sol, qui est un vrai club gay, le SchwuZ. Mais personnellement, je pense que l’histoire pourrait tout aussi bien se passer à Hambourg ou à Cologne.

Les personnages sont très drôles et adorables. Doit-on s’attendre à les revoir prochainement ?

Oui, bien sûr. La suite, que nous avons tournée cet été, se concentre plus sur Tobi. Steffi & Kurt et Alex & Léo sont toujours ensemble, Kerstin part en désintox à cause de ses problèmes de drogue et d’alcool…
Et nous avons un nouveau venu, un jeune acteur séduisant, Marc Bluhm, qui joue le frère omnisexuel de Steffi. La suite a coûté beaucoup plus d’argent et est une comédie endiablée.

Pourquoi avoir choisi Marcel Schlutt—ancien acteur porno—pour jouer dans une comédie légère ?

Honnêtement, je ne l’ai jamais vu dans un porno, je connaissais seulement son nom. Il a auditionné comme tous les autres et je l’ai choisi principalement pour son charme et sa beauté classique. Je voulais faire une comédie à l’ancienne et il me rappelait vaguement Grégory Peck ou peut-être Cary Grant. Sur le plateau, il était très concentré, toujours très bien préparé, et il a un incroyable sens de l’humour. C’est un plaisir de travailler avec lui.

Le film a-t-il été inspiré par ta vie et tes amis ?

Non, pas vraiment. Alex n’a pas grand chose en commun avec moi et mes amis ne sont pas aussi sarcastiques, ni dingues. Mais j’aimais l’idée qu’Alex et Léo prennent vraiment leur temps avant s’engager vraiment. Ils font connaissance avec précaution.
C’est quelque chose qui je pense pourrait aider de nombreuses personnes : prendre son temps pour se connaître avant de se lancer dans le sexe et une rélation.

Quels sont tes projets ?

La suite est maintenant en post-production. Ça été un gros project avec 60 personnes qui ont travaillé dessus et cela a coûté environ 300000E. «NOS JOURS LÉGERS» n’en avait même pas coûté 20000. Mon prochain projet sera à échelle réduite et plus intime. J’aimerais revenir à mes racines : seulement 2 acteurs, peu de décors, une bonne histoire simple et efficace. Nous réfléchissons à faire un semi-remake gay d’un film français intitulé «Une Liaison Pornographique».

L’adorable film «NOS JOURS LÉGERS» sera présenté au Festival de Paris du Film LGBT en avant-première et sortira dans la foulée en DVD chez nos amis d’OPTIMALE.
Un bon moment garanti !