Halloween H20 — 20 Jahre später
Originaltitel: Halloween H20: 20 Years Later; Regie: Steve Miner; Drehbuch: Robert Zappia, Matt Greenberg; Kamera: Daryn Okada; Musik: John Ottman, Jeremy Sweet, Marco Beltrami; Darsteller: Jamie Lee Curtis, Adam Arkin, Josh Hartnett, LL Cool J, Michelle Williams. USA 1998.
1998 war es bereits 20 Jahre her, dass John Carpenters kleiner Halloween-Film das Horrorgenre revolutioniert und eine wahre Flutwelle an ähnlich gelagerten slasher movies ausgelöst hatte. Durch »Scream« (Regie: Wes Craven) war das in den späten 1980ern praktisch eingeschlafene Genre zu neuem Leben erweckt worden. Jamie Lee Curtis, Star des Carpenter-Films von einst, hatte die Idee, zum Jubiläum das Team von einst für ein ganz besonderes Sequel zusammenkommen zu lassen. Alle waren begeistert, selbst John Carpenter. Doch als Produzent Moustapha Akkad mit dessen Honorarvorstellungen — 10 Millionen Dollar — nicht einverstanden war, räumte der Altmeister das Feld und überließ Steve Miner die Regie. Miner war ein langjähriger Mitarbeiter von Wes Craven und Sean S. Cunningham gewesen und hatte unter anderem »Friday the 13th Part 2« (1981), »House« (1985) und »Forever Young« (1993, mit Mel Gibson und Jamie Lee Curtis) inszeniert, kannte sich in dem Metier also recht gut aus. Zwischen dem 18. Februar und dem 20. April 1998 im sonnigen Kalifornien gedreht, war »Halloween H20« eine Art Familientreffen. So taucht Jamie Lee Curtis’ Mutter Janet Leigh in einer Nebenrolle auf: als Norma (!), die Schulsekretärin. Die Drehbuchautoren lassen sie zu Curtis sagen: »If I may offer some maternal advice…« Kurz hören wir, wie das Musikthema aus Psycho in die Musik einfließt, wenn sie zu ihrem Auto geht, ein Duplikat eben jenes Wagens, den sie einst als Marion Crane in Hitchcocks Film fuhr.
»Halloween H20: 20 Years Later« tut das einzig Richtige und ignoriert die Teile 3 bis 6. Er setzt die Geschichte Laurie Strodes fort, die inzwischen unter falschem Namen — Keri Tate — in Kalifornien ein Internat leitet. Sie hat einen Sohn, den wuschelköpfigen John (der 19jährige Josh Hartnett in seinem Filmdebüt), und eine Liaison mit ihrem Kollegen Will (Arkin). Doch Laurie kann ihrer Vergangenheit nicht entfliehen. Sie versucht es, indem sie trinkt. (Das Alkoholproblem war Curtis’ Idee.) Dass sie alljährlich kurz vor Halloween ein mulmiges Gefühl überkommt, kann wohl jeder, der die Teile 1 und 2 gesehen hat, nachvollziehen. Und in der Tat: Michael hat sich, nachdem er Sam Loomis’ Assistentin (Nancy Stephens) und zwei halbwüchsige Nachbarsjungen (Joseph Gordon-Levitt, Branden Williams) abgemurkst hat, mit einem gestohlenen Wagen auf die Suche gemacht. Sein Ziel: Laurie zu finden und umzubringen. Es dauert nicht lange, und Laurie steht ihrem Alptraum leibhaftig gegenüber. Der Kampf der Geschwister beginnt…
Das von Robert Zappia und Matt Greenberg verfasste Drehbuch strotzt nur so von Querverweisen, Zitaten und inside jokes, so dass hartgesottene Genre-Kenner und Halloween-Fans an der kurzweiligen Gruselmär ein Heidenspaß erwartet. Dabei ist das Ganze eigenständig genug, um auch Neueinsteigern ein spannendes Filmerlebnis zu garantieren. Wie Teil 1 ist auch »Halloween H20« vergleichsweise unblutig, es gibt keinen allzu hohen body count, aber dafür ist der mit 86 Minuten Laufzeit kürzeste Film der Reihe voller spannender Szenen und bietet ein furioses Finale. Jamie Lee Curtis bezeichnete den Film als Dankeschön an ihre Fans: »Without that early career, I truly don’t think I would have been an actor.« — Finanziell war »Halloween H20« der erfolgreichste Streifen der Serie (wenn man die unsäglichen Rob Zombie-Filme nicht einbezieht). Und damit Happy Halloween!
André Schneider