Filmtipp #834: Ach, du lieber Vater

Ach, du lieber Vater

Originaltitel: Father Came Too!; Regie: Peter Graham Scott; Drehbuch: Jack Davies, Henry Blyth; Kamera: Reginald H. Wyer [Reg Wyer]; Musik: Norrie Paramor; Darsteller: James Robertson Justice, Stanley Baxter, Leslie Phillips, Sally Smith, Eric Barker. GB 1964.

Father Came Too

Dexter (Baxter) und Juliet (Smith) Munro sind jung, verliebt und frisch verheiratet. Sie ziehen in ein heruntergekommenes Cottage auf dem Land, um Juliets überbordendem Vater (Robertson Justice) zu entkommen. Doch die marode Bausubstanz macht den beiden einen Strich durch die Rechnung — das Haus ist praktisch baufällig. Der wohlmeinend-übergriffige Schwiegervater bietet den Jungvermählten an, eine renommierte Baufirma mit der Renovierung des Gebäudes zu beauftragen, doch Dexter lehnt ab, da er die Sache lieber selbst in die Hand nehmen will. Er stellt Josh (Ronnie Barker) ein, der das Häuschen auch tatsächlich fertigstellt, allerdings zu einem völlig überhöhten Preis. Da Juliets Vater die Sicherungen von 15 auf 30 Ampere umgestellt hatte, brennt das Haus kurz darauf ab. Der Immobilienmakler und aufstrebende Schauspieler Roddy (Phillips) rettet den Tag, als er Dexter und Juliet mitteilt, dass auf ihrem Grundstück bald eine Autobahn gebaut wird, sodass sie es gewinnbringend verkaufen könnten…

Im Trailer wurde »Father Came Too!« als Sequel von The Fast Lady angekündigt, aber obwohl sich vor und hinter der Kamera dasselbe Team versammelt hatte und beide Filme größtenteils in Buckinghamshire entstanden waren, haben sie inhaltlich nichts miteinander zu tun. »Father Came Too!« war der 16. Kinofilm des TV-Regisseurs und Routiniers Peter Graham Scott, der hier in die Fußstapfen Ken Annakins trat, der aufgrund eines anderen Projekts verhindert war. Der typisch englischen Familienkomödie war ein annehmbarer Erfolg an den Kinokassen beschieden, aber natürlich hat das Ganze keinen Mehrwert und zu einem Klassiker des Genres hat’s lange nicht gereicht, doch dank seiner herrlich aufspielenden Besetzung ist die Klamotte auch fast 60 Jahre später noch unterhaltsam und kurzweilig. Besonders die Szenen, in denen das Brautpaar übergangsweise beim Schwiegervater unterschlüpfen muss, sind zeitlos komisch und erfrischend. James Robertson Justice hatte sichtlich Spaß daran, seinem Schwiegersohn das Fürchten zu lehren.
Den Produzenten Julian Wintle und Leslie Parkyn war es erneut gelungen, eine ganze Riege beliebter englischer Fernseh- und Bühnengesichter für Gastauftritte zu gewinnen, und so sind unter anderem James Villiers, Kenneth Cope, Eric Barker und Raymond Huntley in vielen hübschen Charakterrollen zu sehen. Huntley hat in seiner Rolle als Mr. Wedgewood drei längere Szenen, jedoch nicht eine Silbe Text; dafür ist sein Minenspiel umso beeindruckender.

André Schneider

Rezept #52: Schnitzel in Portwein

Zu den Festtagen können wir ruhig mal wieder etwas mit Wein kochen. Das Rezept ist für sechs Personen berechnet und dauert in der Zubereitung in etwa anderthalb Stunden.

Zutaten:
6 dünn geschnittene Kalbsschnitzel
3 Scheiben gekochten Schinken
6 dünne Scheiben geräucherter Speck
6 Scheiben Emmentaler
Emmentaler, gerieben
500 ml Crème fraîche
1 großes Glas Portwein
Mehl, Salz, Pfeffer (wem es schmeckt, kann auch gerne Knoblauch und eine kleine Zwiebel hinzufügen)

Zubereitung:
Die Schnitzel auf einer Seite im Mehl wälzen, die andere Seite salzen und pfeffern.

Auf die gewürzte Seite des Schnitzels eine halbe Scheibe Schinken und je eine Scheibe Emmentaler und Speck legen, zusammenklappen und mit einem Zahnstocher verschließen, danach in einer Pfanne anbräunen. Anschließend in eine tiefe Schale legen, salzen, pfeffern und mit geriebenem Emmentaler bestreuen.

Den Portwein und Crème fraîche hinzufügen und für eine Stunde bei 180 Grad (Umluft) backen. Als Beilage empfehle ich Reis.

André Schneider

24. Dezember 2022

Im Januar 1996 sah ich eine halbstündige Dokumentation über Ute Lemper: »Glücklich und manchmal verloren« hieß sie und blieb mir lange brillantes Beispiel für ein differenziertes Künstlerportrait in Erinnerung. Stefan Quante hieß der Reporter, der die Lemper in Paris, Köln und Münster begleitete. Insgeheim hegte ich über die Jahre immer wieder den Wunsch, jemand möge mich mal so interviewen. Als ich die ersten Filme in Frankreich machte, dachte ich, dass es irgendwann mal jemandem in Deutschland auffiele, und als Es wird schon hell erschien, ergriff mich dieser Gedanke kurzzeitig ein weiteres Mal. Nun sah ich nach etlichen Jahren die Quante-Reportage erneut. Mir fiel wohltuend auf, dass der Journalist selbst ein Künstler mit wachem Auge ist: »Glücklich und manchmal verloren« ist nicht nur informativ und kurzweilig, sondern auch eine ästhetisch ansprechende Arbeit.

Atemzüge

Heute wollte ich über Vorsätze sprechen. Ist ja oft eine vage Mischung aus Träumen, Plänen und idealistischen Hirngespinsten. Dennoch…

  1. Einer meiner Vorsätze für 2023 ist, endlich die englische Übersetzung (und Überarbeitung) von Die Feuerblume fertigzustellen. Im Oktober 2013 hatte ich nach sieben Jahren Arbeit dieses Buch, das mir immer noch sehr am Herzen liegt, veröffentlicht. Es war die erste Biographie, die sich mit dem künstlerischen Schaffen Marisa Mells beschäftigt hatte. Seither habe ich so viel über Marisa Mell bzw. Marlies Moitzi erfahren, dass ich noch viel zu korrigieren und zu ergänzen hätte. Ich hatte das Glück, Verwandte, Weggefährten und Freunde von ihr zu treffen, die mir mehr über die Person jenseits der Leinwand erzählen konnten; ich weiß heute mehr über »Mata Hari«, als ich damals in Erfahrung bringen konnte; ich habe neue Hintergrundinformationen über Projekte, die sie in den späten 1960ern und frühen 1970ern aus verschiedenen Gründen ablehnen musste. Ja, es wäre schön gewesen, die englische Version des Buches zum 30. Todestag im Mai 2022 fertig gehabt zu haben. Nun hoffe ich, dass es im Jahr 2023 erscheinen wird.
  2. Die französischen Übersetzungen von Es wird schon hell und »Zwei Löwen im Goldfischglas« sind fertig. Jetzt müssen sie nur noch sorgfältig korrigiert und lektoriert werden, bevor ich sie weiteren Verlagshäusern anbieten werde.
  3. Ich werde das Skript von »Un soir, une nuit … et puis ?« in eine drehfertige Form bringen, damit die Planung für 2024 zeitnah beginnen kann.
  4. Ich werde ein musikalisches Projekt mit Grégory van Praet anstoßen, eine Mischung aus Poesie, Theaterstück und elektronischen Klängen.
  5. 2023 soll ein Jahr werden, das ich im Einklang mit meinem eigenen Rhythmus gestalte: Möglichst ohne ein einschnürendes Korsett, ohne eine ausbremsende Angst. Ich möchte schreiben, schreiben, schreiben … und nach Möglichkeit wieder einen Schritt in Richtung Film machen.

Fünf Vorsätze. Wenn ich drei davon konsequent umsetze, werde ich in einem Jahr mit Freude auf 2023 zurückblicken können. Es müssen nicht mehr tausend Prozent erreicht werden: Gut genug ist gut genug!

L'Orangerie

»Smiley« und »Only Murders in the Building« waren zwei unterhaltsame Serien für jemanden, der das Streamen an und für sich ablehnt. Getragen von interessanten Figuren und guten Schauspielerinnen und Schauspielern, waren es Geschichten, die ich zur Zerstreuung nach der Arbeit gerne konsumierte.
Ich überlege, 2022 noch zwei, drei kleine Einträge zu veröffentlichen. Auf jeden Fall wünsche ich Euch jetzt gemütliche Stunden mit Euren Liebsten und ein Frohes Fest! Seid weihnachtlich umarmt von Eurem

André