Ach, du lieber Vater
Originaltitel: Father Came Too!; Regie: Peter Graham Scott; Drehbuch: Jack Davies, Henry Blyth; Kamera: Reginald H. Wyer [Reg Wyer]; Musik: Norrie Paramor; Darsteller: James Robertson Justice, Stanley Baxter, Leslie Phillips, Sally Smith, Eric Barker. GB 1964.
Dexter (Baxter) und Juliet (Smith) Munro sind jung, verliebt und frisch verheiratet. Sie ziehen in ein heruntergekommenes Cottage auf dem Land, um Juliets überbordendem Vater (Robertson Justice) zu entkommen. Doch die marode Bausubstanz macht den beiden einen Strich durch die Rechnung — das Haus ist praktisch baufällig. Der wohlmeinend-übergriffige Schwiegervater bietet den Jungvermählten an, eine renommierte Baufirma mit der Renovierung des Gebäudes zu beauftragen, doch Dexter lehnt ab, da er die Sache lieber selbst in die Hand nehmen will. Er stellt Josh (Ronnie Barker) ein, der das Häuschen auch tatsächlich fertigstellt, allerdings zu einem völlig überhöhten Preis. Da Juliets Vater die Sicherungen von 15 auf 30 Ampere umgestellt hatte, brennt das Haus kurz darauf ab. Der Immobilienmakler und aufstrebende Schauspieler Roddy (Phillips) rettet den Tag, als er Dexter und Juliet mitteilt, dass auf ihrem Grundstück bald eine Autobahn gebaut wird, sodass sie es gewinnbringend verkaufen könnten…
Im Trailer wurde »Father Came Too!« als Sequel von The Fast Lady angekündigt, aber obwohl sich vor und hinter der Kamera dasselbe Team versammelt hatte und beide Filme größtenteils in Buckinghamshire entstanden waren, haben sie inhaltlich nichts miteinander zu tun. »Father Came Too!« war der 16. Kinofilm des TV-Regisseurs und Routiniers Peter Graham Scott, der hier in die Fußstapfen Ken Annakins trat, der aufgrund eines anderen Projekts verhindert war. Der typisch englischen Familienkomödie war ein annehmbarer Erfolg an den Kinokassen beschieden, aber natürlich hat das Ganze keinen Mehrwert und zu einem Klassiker des Genres hat’s lange nicht gereicht, doch dank seiner herrlich aufspielenden Besetzung ist die Klamotte auch fast 60 Jahre später noch unterhaltsam und kurzweilig. Besonders die Szenen, in denen das Brautpaar übergangsweise beim Schwiegervater unterschlüpfen muss, sind zeitlos komisch und erfrischend. James Robertson Justice hatte sichtlich Spaß daran, seinem Schwiegersohn das Fürchten zu lehren.
Den Produzenten Julian Wintle und Leslie Parkyn war es erneut gelungen, eine ganze Riege beliebter englischer Fernseh- und Bühnengesichter für Gastauftritte zu gewinnen, und so sind unter anderem James Villiers, Kenneth Cope, Eric Barker und Raymond Huntley in vielen hübschen Charakterrollen zu sehen. Huntley hat in seiner Rolle als Mr. Wedgewood drei längere Szenen, jedoch nicht eine Silbe Text; dafür ist sein Minenspiel umso beeindruckender.
André Schneider