Filmtipp #412: Der Preis

Der Preis

Originaltitel: The Prize; Regie: Mark Robson; Drehbuch: Ernest Lehman; Kamera: William Daniels; Musik: Jerry Goldsmith; Darsteller: Paul Newman, Elke Sommer, Edward G. Robinson, Diane Baker, Micheline Presle. USA 1963.

the prize

Eine formvollendet elegante Mischung aus klassischem Spionagethriller und Komödie, die sich nur allzu deutlich auf diverse Hitchcock-Vorbilder — vor allem »North by Northwest« (1959) — bezieht und mit einer Riege erstklassiger internationaler Schauspieler aufwartet. Paul Newman spielt den abgewrackten US-Schriftsteller Andrew Craig, der ein mittelschweres Alkoholproblem zu bewältigen hat und seit Jahren nichts Gescheites mehr zu Papier gebracht hat. Dennoch soll ihm in Stockholm der Nobel-Preis für Literatur verliehen werden. Widerwillig fliegt der zynische Misanthrop nach Schweden und erhofft sich eigentlich nur ein wenig Publicity von der Sache. Kaum in Europa gelandet, wird Craig unversehens in eine undurchsichtige Entführungsaffäre verwickelt, deren Opfer der Physiker Dr. Max Stratman (Robinson) ist. Dieser wurde gekidnappt und durch einen Doppelgänger ersetzt. Tapfer sehen der Schriftsteller und seine schwedische Reiseleiterin Inger (Sommer) einer Reihe äußerst gefahrvoller Situationen ins Auge…

Die schwedische Regierung war nicht sonderlich angetan von diesem Film: Zum einen sah man sich als ein Volk von tumben, blonden FKK-Fanatikern diffamiert, zum anderen ging die Hollywood-Produktion respektlos mit dem bedeutenden Nobel-Preis um. Ernest Lehman, einer von Hitchcocks favorisierten Drehbuchautoren, adaptierte den Beststeller von Irving Wallace wenig originell, aber effektiv, während Regie-Routinier Mark Robson ganz auf sein Ensemble vertrauen konnte: Kevin McCarthy, Leo G. Carroll, Sacha Pitoëff, Sergio Fantoni und Gérard Oury geben die mehr oder weniger versnobten Preisträger, während Diane Baker, die aparte Französin Micheline Presle und Elke Sommer (in ihrem US-Debüt) den nonchalanten Paul Newman umwerben. Sommer macht als kühle Hitchcock-Blondine das Rennen und gewann dafür den Golden Globe als Beste Newcomerin, den sie sich allerdings mit Tippi Hedren und Ursula Andress teilen musste. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen konnte sie sich die kommenden 30 Jahre als Star in Hollywood behaupten und war mehr als gut beschäftigt. Mit über zwei Stunden Lauflänge ist »The Prize« aus heutiger Sicht ein wenig zähflüssig geraten, bietet aber dennoch beste Unterhaltung.

André Schneider

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