Filmtipp #548: Tammy

Tammy

Originaltitel: Tammy and the Bachelor; Regie: Joseph Pevney; Drehbuch: Oscar Brodney; Kamera: Arthur E. Arling; Musik: Frank Skinner; Darsteller: Debbie Reynolds, Leslie Nielsen, Walter Brennan, Mildred Natwick, Sidney Blackmer. USA 1957.

»Tammy and the Bachelor« war einer von vier Filmen, die Regisseur Joseph Pevney in der Kinosaison 1956/57 abdrehte. Die seichte Liebeskomödie wurde für den Vielfilmer, der nicht weniger als 35 Kinofilme und gut und gerne doppelt so viele Fernsehfilme und -serien inszenierte, der größte Wurf seiner Karriere. Debbie Reynolds, 24 Jahre jung und frisch mit Tochter Carrie schwanger, spielt die 17jährige Tammy, ein ebenso naives wie charmantes und altkluges Mädel, das von seinem kauzigen Großvater (Brennan) auf einem Hausboot großgezogen wurde und dessen beste Freundin eine Ziege ist. (Und wir machen ernsthaft Witze über Crazy Cat Ladies?) Eines Tages retten Tammy und ihr Großvater den jungen Peter Brent, als dieser mit seinem Flugzeug über dem Fluss abstürzt, und pflegen ihn gesund. Natürlich verliebt sich die Göre in den sexy Hobby-Flieger und kommt seiner Einladung, ihn mal bei seiner Familie zu besuchen, gerne nach. Dort lernt sie seine reiche, von Gehässigkeiten und Intrigen aufgeplusterte Familie kennen (Fay Wray, Philip Ober, Mildred Natwick, Sidney Blackmer, Mala Powers und Craig Hill sind in Nebenrollen mit von der Partie). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Tammy alle mit ihrem Liebreiz verzaubert und zu süßen Lämmchen gemacht hat. Aber wird sie es schaffen, von Peter ihren ersten Kuss zu bekommen?

Der Song »Tammy« führte 1957 über Monate die US-amerikanischen Hitparaden an — ein Erfolg, den Reynolds’ Gatten Eddie Fisher, der Sänger war, ziemlich wütend machte. Das Lied heimste dann auch prompt eine Oscarnominierung ein, während der Streifen selbst zu einer Sensation an den Kinokassen wurde. Produzent Ross Hunter rieb sich die Hände, musste aber bis 1961 warten, ehe er die Fortsetzung ins Rollen bringen konnte. Reynolds war zu diesem Zeitpunkt bereits viel zu reif für die Rolle des naiven Teenagers, so dass Hunter auf seinen neuen Star Sandra Dee zurückgriff, die in »Tammy Tell Me True« (Regie: Harry Keller, mit John Gavin) und später in »Tammy and the Doctor« (Regie: Harry Keller, mit Peter Fonda) die Titelfigur gab. Als das Kino das Interesse an der schnuckeligen Figur verlor, sprang das Fernsehen ein, und Universal produzierte ab 1965 einen TV-Ableger, der es allerdings nicht über die erste Staffel hinaus schaffte. (Vier ungesendete Folgen der Serie wurden 1967 noch zusammengeschnitten und als »Tammy and the Millionaire« (Regie: Ezra Stone, Leslie Goodwins, Sidney Miller) in die Kinos gebracht.) Der Originalfilm hat alles, was eine Ross Hunter-Produktion jener Jahre ausmacht und bietet gar entzückende Unterhaltung für die ganze Familie. Leslie Nielsen, damals knapp 30 Jahre jung, sieht mit Bartschatten unvermutet sexy aus, und Debbie Reynolds war als ewige Jungfrau noch trutschiger und niedlicher als ihre Kollegin Doris Day.

André Schneider