Filmtipp #760: In Liebe eine 1

In Liebe eine 1

Originaltitel: Take Her, She’s Mine; Regie: Henry Koster; Drehbuch: Nunnally Johnson; Kamera: Lucien Ballard; Musik: Jerry Goldsmith; Darsteller: James Stewart, Sandra Dee, Audrey Meadows, Robert Morley, Philippe Forquet. USA 1963.

Frank Michaelson (Stewart) ist ein latent hysterischer Rechtsanwalt, der außerdem Vorsitzender des Erziehungsausschusses seines Heimatstädtchens ist. Mit seiner Gattin Anne (Meadows) und seiner halbwüchsigen Tochter Mollie (Dee) führt er ein betulich-schönes Leben. Doch dann, als das Töchterchen zum College geht, trifft ihn die geballte Kraft jugendlicher Rebellion, denn Mollie ist eine unverbesserliche Idealistin, die sich vorgenommen hat, die Welt zu retten. Mit rabiaten Methoden wie Sitzstreik und Demos legt sie sich für den Fall der Berliner Mauer und die Anerkennung von Prostitution ins Zeug. Die aufmüpfige Mollie fliegt vom College, entdeckt die Malerei für sich und bekommt ein Stipendium für ein Kunststudium in Paris. Dort wird sie zwar von ihren revolutionären Anwandlungen befreit, mausert sich aber zu einem europäischen Freigeist. Frank ist entsetzt und folgt ihr in die Stadt der Liebe — und das Chaos ist vorprogrammiert…

Der aus Berlin stammende Hermann Julius Kosterlitz kam 1936 nach Hollywood, um dort unter dem Namen Henry Koster rund 30 Jahre lang als Regisseur in den unterschiedlichsten Genres zu wirken. Schön früh zeigte sich sein leichtes Händchen, was stilvolle Salonkomödien betraf; für »The Bishop’s Wife« (1947, mit Cary Grant und David Niven) gab es für ihn sogar eine Oscarnominierung. In den sechziger Jahren drehte Koster einige Komödien mit dem in die Jahre gekommenen Jimmy Stewart. Zwischen »Mr. Hobbs Takes a Vacation« (1962) und »Dear Brigitte« (1965) entstand »Take Her, She’s Mine«, einer Adaption des gleichnamigen Broadway-Stückes von Phoebe und Henry Ephron. In diesem Stück, das am 4. Dezember 1961 im Biltmore Theatre seine Premiere feierte, hatte das Ehepaar Ephron die tragikomischen elterlichen Erfahrungen verarbeitet, die es mit seiner Tochter Nora (der späteren Drehbuchautorin und Regisseurin) gemacht hatte. Mit Art Carney und Elizabeth Ashley in den Hauptrollen war die Show mit über 400 ausverkauften Vorstellungen ein großer Erfolg gewesen, was eine Filmversion des Stoffes unumgänglich machte. Diese bot zwar »nur« gehobenes Mittelmaß — die versprochene Situationskomik hält sich in Grenzen —, ist als typische Familienkomödie jedoch durchaus amüsant und kurzweilig, was vor allem an der klug zusammengestellten Besetzung liegt. Neben Stewart und Sandra Dee, damals im Zenit ihrer Popularität, geben Audrey Meadows, John McGiver, Robert Morley, James Brolin (in seiner ersten Filmrolle) sowie der just aus Frankreich importierte Schönling Philippe Forquet hübsche Vorstellungen ihrer Kunst. Der Designer Travilla kreierte einige opulente Kostüme für Sandra Dee. So ist diese beispielsweise einmal als Cleopatra zu sehen (in Anspielung auf den Taylor-Blockbuster) und wird in anderen Szenen wahlweise als Beatnick oder als Lady in Abendgarderobe in Szene gesetzt.
Obwohl diese Produktion der 20th Century Fox mit rund 2,5 Millionen Dollar großzügig budgetiert war, entstand sie aus Kostengründen komplett in Kalifornien. Die Paris-Szenen entstanden in denselben Kulissen, in denen kurz darauf Wild and Wonderful und The Art of Love (beides Universal-Produktionen) gedreht wurden. Leider wurde »Take Her, She’s Mine« nicht der Erfolg, den man sich erhofft hatte: Die Kritiken waren gemischt bis lausig, die Einnahmen an den Kinokassen blieben hinter den Erwartungen zurück.

André Schneider

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