Filmtipp #662: Kill or Cure

Kill or Cure

Originaltitel: Kill or Cure; Regie: George Pollock; Drehbuch: David Pursall, Jack Seddon; Kamera: Geoffrey Faithfull; Musik: Ron Goodwin; Darsteller: Terry-Thomas, Eric Sykes, Dennis Price, Lionel Jeffries, Moira Redmond. GB 1962.

Der beliebte Komiker und Charakterdarsteller Terry-Thomas mimt einen Fotografen, der sich nebenher als Privatdetektiv verdingt und von einer schrulligen alten Frau (Anna Russell) angeheuert wird, merkwürdige Vorkommnisse auf einer Gesundheitsfarm zu untersuchen. Dort angekommen, findet er seine Auftraggeberin tot in ihrem Lehnstuhl vor. Ihr Schoßhündchen scheint der einzige Zeuge zu sein. Um dem Mord auf den Grund zu gehen, checkt der Schnüffler selbst in das Kurzentrum ein…

Ein süßer Whodunit mit komödiantischem Einschlag, der nicht von ungefähr an die zeitgleich entstandenen »Miss Marple«-Filme mit Margaret Rutherford erinnert: Nahezu das gesamte Produktionsteam der beliebten Christie-Verfilmungen stand auch hier vereint vor und hinter der Kamera, von Regisseur Pollock über den Komponisten Goodwin (dessen Musik für »Kill or Cure« seinem Miss Marple-Thema sehr ähnelt) bis hin zu den Produzenten George H. Brown und Lawrence P. Backmann, den Drehbuchschreibern Pursall und Seddon, dem Cutter Bert Rule sowie Darstellern wie Lionel Jeffries, Dennis Price, Katya Douglas und Peter Butterworth. Storymäßig bietet »Kill or Cure« für Krimi-Freunde keine großen Überraschungen. Terry-Thomas und Eric Sykes agieren herrlich zusammen, es gibt witzige Momente und zuweilen kommt sogar etwas Spannung auf. Anna Russells Hund, der im Film Horation heißt und von einer Hündin gespielt wird, stiehlt allen die Schau. Russell war der Grund, weshalb ich mir diesen selten gezeigten Streifen überhaupt bestellte. Wie Ihr vielleicht wisst, ist sie meine Lieblingskomikerin — es wird nie wieder eine wie sie geben! Leider hat sie nur diesen einen Film gemacht, und selbst hier hat sie bloß eine kleine Rolle als Mordopfer.
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1961 im Aldenham House in Elstree, Hertfordshire, statt und dauerten bis in den September hinein. Nicht nur die üppige Parklandschaft, die als Kulisse für die Ferienchalets diente, sondern auch das Interieur des berühmten Hauses wurden für diesen Film genutzt. George Pollock, ehemaliger Regieassistent, inszenierte insgesamt nur 13 eigene Filme, und »Kill or Cure« entstand — quasi zeitgleich mit seiner frechen Komödie »Village of Daughters« (1962, ebenfalls mit Eric Sykes) — zwischen zwei Miss Marple-Filmen. Alle Beteiligten hatten offensichtlich großen Spaß an diesem Projekt, und auch ich fühlte mich angenehm unterhalten. Die Rezensenten gingen anno 1962 freundlich mit »Kill or Cure« um, aber international konnte der Streifen nicht landen; lediglich Schweden, Finnland, Italien, Spanien, Mexiko und die USA sicherten sich Verleihrechte. Mit einem Gewinn von etwa 90.000 Dollar war die Krimikomödie für MGM trotzdem ein bescheidener Erfolg, aber mitnichten dafür ausreichend, Terry-Thomas als Detektiv weitere Fälle übernehmen zu lassen. Ein echter Geheimtipp für Freunde des englischen Kinos!

André Schneider