Filmtipp #858: Gang War in Milan

Gang War in Milan

Originaltitel: Milano rovente; Regie: Umberto Lenzi; Drehbuch: Franco Enna, Umberto Lenzi; Kamera: Lamberto Caimi; Musik: Carlo Rustichelli; Darsteller: Antonio Sabàto, Philippe Leroy, Carla Romanelli, Antonio Casagrande, Marisa Mell. Italien 1973.

Milano rovente

In Die Feuerblume handelte ich diesen Film kurz und bündig wie folgt ab: »Die Figur der zwielichtigen Jasmine Sanders in ›Milano Rovente‹ […] ist keine Hauptrolle, aber sie ist immerhin die einzige (gute) Frauenrolle in diesem handwerklich soliden Gangsterkrimi von Altmeister Umberto Lenzi. Ein Männerfilm, in dem sich die Dinge um Prostitution, Drogen, Glücksspiele und Geld drehen. Philippe Leroy gibt eine fabelhafte Vorstellung als schmieriger französischer Drogendealer, die übrigen Akteure wirken gelangweilt und seltsam undynamisch. Eigentlicher Star des Films ist die großartige Musik von Jazz-Genie Rustichelli, die dem ansonsten recht belanglosen Streifen seine bedrohlich-düstere Atmosphäre verleiht. ›Milano Rovente‹ vereinte Marisa Mell […] ein letztes Mal mit Antonio Sabàto. Schneeweiß ihr Gesicht, als sie nach 26 Minuten zum ersten Mal auftaucht (Make-up: Sergio Angeloni) und von Sabàto zu Champagner eingeladen wird. Sie wirkt mysteriös und engelhaft, natürlich wird sie seine Geliebte, und natürlich ist letzten Endes sie es, die ihn zu Fall bringt und von Philippe Leroy mit den Worten ›He’s finished, thanks to you!‹ und einem Scheck über 250 Millionen Lire am Mailänder Flughafen verabschiedet wird. Die farbenfroh wallenden Roben, die sie in mehreren Szenen trägt, wurden von Couturier Alain Reynaud eigens für sie entworfen.«

»Milano rovente« ist kein Lieblingsfilm von mir. Dennoch konnte ich nicht widerstehen, als ihn ein französisches Label im Herbst 2023 in einer liebevoll aufbereiteten Edition auf den Markt brachte: perfekte Bild- und Tonqualität in drei Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch), informatives Bonusmaterial plus Booklet. (In derselben Reihe erschienen noch acht weitere Italo-Klassiker wie zum Beispiel »La morte risale a ieri sera« (Regie: Duccio Tessari) und ein paar Titel mit Luc Merenda.)

»Schon die ersten Bilder stimmen uns auf ein Italien ein, das wir so niemals sehen wollten: Hochhäuser und vierspurige Straßen liegen unter einer dichten Smogglocke und tauchen Mailand in ein immerwährendes Zwielicht. ›Wie ein kleines Chicago‹ wird Billy Barone (Alessandro Sperli) irgendwann feststellen und die Möglichkeiten taxieren.« So beginnt die Kritik eines Kollegen von Italo-Cinema.de, die ich gelungen fand. »Milano rovente« ist ein unglamouröser, fast schon hässlicher Film; es ist unangenehm, ihn sich anzugucken.
Ein Einsatzbereitschaft Sabàtos hielt sich auch in dieser Rolle in Grenzen, dennoch funktioniert sein Auftritt als Salvatore Cangemi, genannt Totò, im Gesamtgefüge von »Milano rovente« gut. Totò ist attraktiv und reich, hat loyale Freunde und Mädchen, die für ihn anschaffen gehen. Nach außen hin hat er eine weiße Weste. Dann taucht Philippe Leroy auf, der ihn in seinen Drogenhandel verwickeln will, was Totò natürlich nicht so hinnehmen kann. Es kommt zu einem Bandenkrieg zwischen Franzosen und Sizilianern, bei dem es keine Sieger geben kann: Aktion und Reaktion reichen sich die Hand, am großen Ganzen ändert sich nichts. Totòs Idee, einen Sizilianer aus Amerika kommen zu lassen, erweist sich als ein Schachzug, der eher noch Öl ins Feuer gießt…

André Schneider

3 thoughts on “Filmtipp #858: Gang War in Milan

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