Filmtipp #750: Vollmondnächte (Komödien und Sprichwörter #4)

Vollmondnächte

Originaltitel: Les nuits de la pleine lune; Regie: Éric Rohmer; Drehbuch: Éric Rohmer; Kamera: Renato Berta; Musik: Jacno, Elli Medeiros [Elli]; Darsteller: Pascale Ogier, Tchéky Karyo, Fabrice Luchini, Virginie Thévenet, Christian Vadim. Frankreich 1984.

»Wer zwei Frauen hat, verliert seine Seele. Wer zwei Häuser hat, verliert den Verstand.« (Éric Rohmer)

Louise (Ogier) ist hin und hergerissen zwischen ihrem Freund Remi (Karyo), den sie aufrichtig liebt und für den sie ihr Pariser Leben hinter sich gelassen hat, um mit ihm in einem spießbürgerlichen Vorort zu wohnen, und dem wilden Nachtleben, das sie mit Octave (Luchini) unweit der Seine teilt. Die feierfreudige Louise mit dem melancholischen Gesicht bringt es aufgrund der suburbanen Langeweile nicht fertig, ihre Pariser Wohnung aufzugeben. Hartnäckig hält sie ihre jugendlichen Freiheit fest — und muss feststellen, dass ihre Unentschlossenheit unvermeidliche Folgen hat: Sie verliert Remi und schließlich auch sich selbst…

Die Kritik schwärmte: »Der von Sympathie für seine Personen getragene, inszenatorisch nur scheinbar leichte Film besticht gleichermaßen in Stil, Tonlage, Erzählrhythmus und Sujet.« Es ist ein reifes Werk über die Fragen des Zusammenlebens und der Prioritätensetzung, leichtfüßig und augenzwinkernd inszeniert — »Les nuits de la pleine lune«, in Paris und Umgebung (Seine-et-Marne) entstanden, ist mit Sicherheit einer von Rohmers schönsten Filmen. Sowohl Publikum als auch die Kritiker goutierten diese »geistreiche und intelligente Auseinandersetzung mit fundamentalen Fragen des menschlichen Zusammenlebens«, wie es im »Lexikon des internationalen Films« hieß. 1985 wurde die Komödie in fünf Kategorien für den César nominiert. Darüber hinaus zeichnete das Syndicat Français de la Critique de Cinéma »Les nuits de la pleine lune« als besten französischen Film des Jahres aus. Für die Hauptdarstellerin Pascale Ogier, Tochter von Bulle Ogier, wurde diese Rolle zu einem besonderen Triumph — sie gewann in Venedig den Preis als beste Schauspielerin. Leider verstarb Ogier sieben Wochen später in der Nacht vor ihrem 26. Geburtstag an einem Herzinfarkt. Grund für diesen dürften ihre massiven Drogenprobleme gewesen sein; ihr Kampf gegen die Sucht hatte bereits als Jugendliche begonnen. Mit Rohmer hatte sie seit 1978 mehrfach kollaboriert. Für ihr wunderbares Spiel in diesem feinsinnigen, realistisch gestalteten Werk wurde sie in Frankreich als die vollkommene Frauenfigur des Meisters gefeiert. Nach ihrem frühen Tod verfassten Größen wie Alain Pacadis und Marguerite Duras geradezu hymnische Nachrufe, während der Sänger Renaud das Lied »P’tite conne« für sie schrieb.
In einer Nebenrolle ist übrigens Christian Vadim, der Sohn von Roger Vadim und Catherine Deneuve, mit dabei.

André Schneider

Siehe auch:
Filmtipp #686: Die Frau des Fliegers (Komödien und Sprichwörter #1)
Filmtipp #698: Die schöne Hochzeit (Komödien und Sprichwörter #2)
Filmtipp #741: Pauline am Strand (Komödien und Sprichwörter #3)

3 thoughts on “Filmtipp #750: Vollmondnächte (Komödien und Sprichwörter #4)

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