Filmtipp #628: Haie bitten zu Tisch

Haie bitten zu Tisch

Originaltitel: Estouffade à la Caraïbe; Regie: Jacques Besnard; Drehbuch: Michel Lebrun, Pierre Foucaud; Kamera: Marcel Grignon; Musik: Michel Magne; Darsteller: Frederick Stafford, Jean Seberg, Serge Gainsbourg, Maria-Rosa Rodriguez, Mario Pisu. Frankreich/Italien 1967.

Aus der Schmiede des rein kommerziell orientierten Produzenten André Hunebelle, dem die Welt unter anderem die ersten »OSS 117«-Filme zu verdanken hat, stammt dieser in grellem Eastmancolor leuchtende Actionfilm, der vor Ort in Kolumbien gedreht wurde. Frederick Stafford spielt Sam Morgan, einen international bekannten Safeknacker, der auf einer karibischen Insel einer Gruppe Partisanen hilft, den tyrannischen Präsidenten zu stürzen. Dabei tut er das, was er am besten kann und stiehlt den Staatsschatz. Ihm zur Seite steht Jean Seberg, hier besonders apart in Szene gesetzt, als eine der Führerinnen der Opposition. Ihre Figur heißt Colleen O’Hara. Bereits ihr erster Auftritt ist fulminant. Souverän entführt sie mit ihren Kumpanen den urlaubenden Sam Morgan, sediert ihn und bringt ihn auf ihre Yacht. Im Laufe der Handlung, die sich stellenweise etwas in die Länge zieht, stirbt Colleens Vater (Pisu). Das Ende ist vorhersehbar. Natürlich gelingt es dem Ex-Salongangster, den Goldschatz zu rauben. Der Diktator wird gestürzt. Colleen und Sam, in Liebe entbrannt, sehen einer gemeinsamen Zukunft entgegen. In einer Nebenrolle mit dabei: Serge Gainsbourg.

In Frankreich relativ erfolgreich, kam »Estouffade à la Caraïbe« in der damaligen BRD nicht ganz so gut an. Obwohl selbst der »Spiegel« in seiner Kritik verhältnismäßig freundlich mit dem Film umsprang: »Das legere Gebrauchskino, durch exotische Panoramen und artige Damen (Jean Seberg) verschönt, gerät zuweilen in Lebensnähe — nach geglücktem Zivilistenputsch kommt ein Offizier und meldet: ›Die Armee steht auf Ihrer Seite.‹« Besonders hervorgehoben wurden der »fashionable[n] Schnitt, gediegene Ausstattung und ein Gran Intelligenz«. Nach der Kinoauswertung verschwand der Streifen für längere Zeit in der Versenkung, um dann unter neuen Titeln — »Blutiges Gold« und »Discovery« — auf dem Videomarkt wieder aufzutauchen. Im Fernsehen ist »Estouffade à la Caraïbe« so gut wie nie zu sehen.

Stafford und Seberg drehten 1975 noch einen zweiten Film zusammen: »Bianchi cavalli d’Agosto« (Regie: Raimondo Del Balzo), ein leider etwas zäh geratenes Melodram über ein Paar in der Ehekrise. Beide Stars starben im Sommer 1979, also vor genau 40 Jahren. Stafford ließ am 28. Juli bei einem Flugzeugunglück über dem Luganer See sein Leben. Er war 51 Jahre alt, mit Marianne Hold verheiratet und Vater eines 14jährigen Sohnes. Seberg wurde Anfang September vergiftet in ihrem Wagen in einer Pariser Seitenstraße aufgefunden. Ihr Tod wurde später als »möglicher Selbstmord« gewertet, konnte aber nie ganz geklärt werden. Als Todesdatum wird meist der 30. August 1979 angegeben. Sie war 40 Jahre alt.

André Schneider