Filmtipp #825: Black Box – Gefährliche Wahrheit

Black Box — Gefährliche Wahrheit

Originaltitel: Boîte noire; Regie: Yann Gozlan; Drehbuch: Yann Gozlan, Nicolas Bouvet-Levrand [Nicolas Bouvet], Jérémie Guez, Simon Moutairou; Kamera: Pierre Cottereau; Musik: Philippe Rombi; Darsteller: Pierre Niney, Lou de Laâge, André Dussollier, Aurélien Recoing, Sébastien Pouderoux . Frankreich 2021.

Boîte Noir

Heute startet (mit reichlich Verspätung!) dieser klug konstruierte französische Thriller, der mich über weite Strecken an »Blow Out« (Regie: Brian De Palma) erinnerte, in den deutschen Kinos. Gedreht wurde »Boîte noire« ab September 2019 in den Studios in Épinay und in Cergy im Département Val-d’Oise. Wegen der Pandemie fand die Weltpremiere des über zwei Stunden langen Spannungsfilms im März 2021 in Australien statt. Erst im September 2021 startete der Film regulär in den französischen und belgischen Kinos und wurde ein Bombenerfolg: neben fünf César-Nominierungen fuhr »Boîte noire« rund zehn Millionen Euro Gewinn ein, was für eine europäische Produktion wirklich beachtlich ist.

Zur Handlung: Mathieu Vasseur (Niney) ist Mitarbeiter des Bureau d’enquêtes et d’analyses pour la sécurité de l’aviation civile (BEA) (Büro für Untersuchungen und Analysen für die Sicherheit der Zivilluftfahrt). Er ist mit Noémie (de Laâge) verheiratet, die ebenfalls in der Luftfahrtbranche arbeitet. Die BEA hat den Auftrag, einen außergewöhnlichen Flugunfall zu untersuchen: den Absturz eines Flugs von Dubai nach Paris in Bellevaux in den Alpen von Hochsavoyen. An Bord des Flugzeugs befanden sich 300 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder, von denen keiner den Absturz überlebte. Die Gründe für die Katastrophe sind unbekannt. Die BEA analysiert in ihren Räumlichkeiten am Flughafen Le Bourget minutiös die Flugschreiber des Flugzeugs. Mathieu, der zunächst von seinem Vorgesetzten Victor Pollock (Olivier Rabourdin) auf die Bank gesetzt wurde, erhält den Auftrag nach dessen mysteriösem Verschwinden gleich zu Beginn der Ermittlungen zurück.
Nach dem Abhören des Cockpit Voice Recorders (CVR), der den Funkverkehr, die Stimmen und die Umgebungsgeräusche im Cockpit aufzeichnet, kommt Mathieu zu dem Schluss, dass ein islamischer Terrorist die Maschine zum Absturz gebracht hat. Diese Lösung befriedigt ihn jedoch nicht — irgendwie scheint es Ungereimtheiten und eventuell andere Ursachen zu geben. Er forscht also weiter. Zunächst zieht er die Hypothese eines technischen Versagens des Flugzeugs in Betracht. Um diese Theorie zu untermauern, stiehlt er einen vertraulichen technischen Bericht vom Computer seiner Frau, was sie beruflich in eine sehr schwierige Lage bringt und zum Bruch ihrer Ehe führt. Seine starke Einbindung in die Ermittlungen gefährdet auch seine psychische Gesundheit, und auch seine Vorgesetzten und Kollegen unterstützen ihn nicht in seinen Nachforschungen. Mathieus Besessenheit nimmt manische Züge an, sodass er schließlich disziplinarisch versetzt wird. Doch der Fall lässt ihm keine Ruhe. Ein weiterer Gedanke, welcher durch seltsame Störungen auf den CVR-Aufnahmen bestätigt wird: ein Hackerangriff auf die Computernetzwerke des Flugzeugs. Mathieu verdächtigt Xavier Renaud (Pouderoux), den Leiter der Firma Pegase Security, welche diese Computersysteme entwickelt, sich mit Pollock verschworen zu haben, um die Wahrheit zu verschleiern und seine Firma zu schützen. Er kontaktiert eine Journalistin, die den Unfall ebenfalls untersucht, doch sie weigert sich, einen Artikel zu schreiben, da sie der Meinung ist, dass Mathieu nicht genügend Beweise hat. Mathieu sieht sich im Zentrum einer gruseligen Verschwörung…

Um sich optimal auf seine Rolle vorzubereiten, arbeitete Pierre Niney mehrere Wochen lang mit BEA-Agenten zusammen: »Dort fand ich schließlich einen Ermittler, der ein ähnliches Profil wie Mathieu hatte. Von da an habe ich, wie so oft, eine Art journalistische Arbeit gemacht: Ich bin ihm gefolgt, habe mit ihm gesprochen und ihn um Erlaubnis gebeten, ihn zu filmen, damit ich mich von seinen Gesten, seiner Arbeitsweise und seiner schnellen Tastaturbelegung inspirieren lassen konnte. Der Beruf des Akustikers ist sehr technisch, es war wichtig, die Dinge ziemlich genau nachvollziehen zu können.«
Die Kritiken waren gemischt. »Le Monde«, »20 Minutes« und andere Blätter lobten den Film und vor allem Pierre Niney, dem hier »eine goldene Rolle geboten« wurde, während die renommierten »Cahiers du cinéma« meinten, dass der Film »in seinen ständigen Abgrenzungen erstickt«. In einer winzigen Nebenrolle ist übrigens Antony Hickling mit von der Partie.

André Schneider

2 thoughts on “Filmtipp #825: Black Box – Gefährliche Wahrheit

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